berliner szenen: Danke für den Bienenstich
Es ist der letzte Verkaufstag. Die letzte ehrliche Bäckerei Kreuzbergs schließt nach 28 Jahren. Sie hätten weitermachen können, aber sie wollten nicht mehr, es war genug. Sie haben nach einem Nachfolger gesucht und keinen gefunden. Die Schlange derer, die ein letztes Mal hier etwas kaufen werden, reicht auf den Bürgersteig und biegt nach links. An der Fensterscheibe hängt ein großes Plakat, auf dem man eine Nachricht an die Bäckerei hinterlassen kann. Dort steht „Ich wohne seit sieben Jahren im Kiez und bin immer am Wochenende hier gewesen. Ich werde euch vermissen. Danke!“ – „Ein hervorragender Bienenstich! Alles Gute!“ – „Der beste Bäcker südlich von Schwerin!“ und in großen Lettern, mehrmals mit einem Kugelschreiber nachgezogen: „Bitte nicht noch ein veganer Kack-Hipster-Laden, in dem alles 4,90 kostet und Englisch getalkt wird.“
Kam man frühmorgens in die Bäckerei, saßen dort Männer im Blaumann, tranken Kaffee, aßen belegte Brötchen und klopften Sprüche. Es gab keine Kuchenstücke, drapiert wie Wunderwerke der menschlichen Fähigkeit, etwas zu schaffen, was nicht alle können. Es gab große Bleche mit Streusel- und Kirschkuchen. Bleche, die eine klare Sache waren, Schrippen ohne Bio, ohne Schnickschnack, es schmeckte nach Kindheit, und alles sah golden aus.
In akkurater Handschrift steht auf dem Plakat: „Wir haben 12 Jahre lang gerne Brot, Brötchen und Kuchen bei Ihnen gekauft. Auch bei langen Schlangen am Wochenende wurden wir freundlich bedient. Vielen Dank für die Mühe, die Sie sich mit dem Backen und Verkaufen gemacht haben. Wir wünschen Ihnen alles Gute und werden Sie vermissen!“ Dahinter ein Herzchen.
Auch ich werde den Laden vermissen. Die Tochter ging hier das erste Mal etwas allein kaufen und kam zehn Zentimeter größer nach Hause. Björn Kuhligk
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