berliner szenen: Werden Sie Ihr Handy los
Die Sicherheitsfrau fragt: „Haben Sie ein Handy dabei?“ Was für eine Frage, wie hätte ich denn sonst herfinden sollen? Das US-Konsulat befindet sich nicht in der Botschaft am Pariser Platz, sondern fernab in einem Stadtteil namens Dahlem. „Dann müssen Sie Ihr Handy jetzt loswerden“, sagt die Frau, „Sie haben 10 Minuten.“ Es gebe zwei Möglichkeiten: Hotel oder Kiosk. Ich sprinte also zurück zur U-Bahn-Station. Wie das nun läuft, frage ich die ältere Dame im Kiosk. „Sie geben mir 2 Euro und lassen das Smartphone hier.“ Beleg? Nö. Aber ich habe keine Wahl. Denn sonst ist der Termin futsch, das Visum, die Reise.
Meine Befürchtung, die Wartezeit im Konsulat könnte langweilig werden, bewahrheitet sich nicht. Denn man braucht hier keine NSA, um alles mitzuhören. Am Ende des Warteraums, am Schalter wie früher bei der Post, werden die Visa-Interessent*innen interviewt. Da ist die Künstlerin, die mit einem Stipendium eine Residency machen will. „Kommen Sie zurück?“ – „Ja.“ – „Und was machen Sie hier?“ – „Kunst.“ Da ist die Flugbegleiterin, die ohne Visum nicht mehr in die USA reisen darf, weil sie schon mal in Iran war. Ein häufiges Problem, ist zu hören.
„Warum wollen Sie in die USA?“ – „Skateboard fahren“, antwortet der Mann mit Schildkappe. „Dem deutschen Winter entfliehen.“ – „Verstehe. Und was machen Sie beruflich?“ – „Skateboard fahren.“ Alles klar, sagt der Konsularbeamte, bemerkt dann aber, dass der Pass am Falz leicht abgewetzt ist. „Hier können wir das Visum nicht reinkleben. Sie brauchen einen neuen Pass.“
„Puh. Muss ich noch mal durch den ganzen Prozess?“, fragt der Skater. „Nein, Sie schicken uns einfach Ihren neuen Pass und bekommen ihn mit Visum zurück.“ Aber mit der Terminvergabe im Bürgeramt, damit hätten sie nichts zu tun. Sebastian Erb
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