berliner szenen: Italienisch für Anfänger
Vergangenes Wochenende war ich auf einer Party im Prenzlauer Berg eingeladen. Da die Gastgeberin Italienerin ist, waren auch viele Landsleute da. Nach ein paar Gläschen Vino traute ich mich, meine mikroskopischen italienischen Sprachkenntnisse auszuprobieren. Im Grunde blieb mir auch gar nichts anderes übrig, mein Gegenüber verstand ausschließlich Italienisch.
Da Essen verbindet, begannen wir, über italienische Küche zu reden. Irgendwann erzählte er mir etwas von einer super leckeren Spezialität, die man in Italien vor allem im Sommer isst. Zuerst fragte er mich: „Pesce?“ Pesce, ja klar, Fisch. Das wusste ich. Er sagte dann „tagliare il pesce“, dabei machte er eine Handbewegung, die bedeuten sollte, dass ich den Fisch der Länge nach halbieren müsste. Ich sagte „si“ mit langem „i“, das wiederum heißen sollte, dass ich bis jetzt alles verstanden hatte und er weiterreden könnte. „Amaretti?“, fragte er. Ich nickte. Ja, das war doch dieses etwas bitter schmeckende Gebäck, das in Italien oft zum Espresso serviert wird. Mit seinen Handbewegungen zeigte er mir dann, dass ich die Amaretti in den halbierten Fisch legen sollte. „Delizioso“, sagte er, während er den linken Zeigefinger auf seinen Daumen drückte, diese zu den Lippen führte und einen Kussmund machte. Vor meinem inneren Auge sah ich den Fisch mit dem Gebäck im Bauch und konnte mir einfach keinen Reim darauf machen, wie das köstlich schmecken konnte.
Zwei Tage später traf ich eine italienische Freundin auf einen Kaffee und fragte sie, ob sie denn auch dieses Rezept kennen würde. Plötzlich fing sie an, laut zu lachen. „Ah, du verwechselst Fisch und Pfirsich. Ausgesprochen bedeutet „Pesce“ Pfirsich und „Pesche“ Fisch, obwohl der Fisch so geschrieben wird wie der ausgesprochene Pfirsich.“ Sie lachte. Und ich mit ihr. Eva Müller-Foell
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