berliner szenen: Klingt wie Techno, ist ein Tesla
Vermutlich war ich immer noch durcheinander, denn die Woche war emotional anspruchsvoll gewesen, gerade kam ich von der MRT-Untersuchung. Dessen Sound hatte mich an eine Krankenhausgeschichte erinnert, die H. einmal erzählt hatte, und in Erinnerung an den Kollegen hatte ich zur ärztlichen Fachkraft gesagt: Das MRT klinge ja wie Techno.
Vermutlich haben das vor mir schon viele Patienten bemerkt; denn sie hatte nur müde gelächelt. Ich versprach mir nicht allzu viel von der Untersuchung, die schnell vorbeigegangen war. Dann war ich zur Bushaltestelle gegangen, ins erste Stockwerk des Doppeldeckers gestiegen und mich in die zweite Reihe gesetzt. Erst hatte ich den schwarzen Gegenstand, der auf dem Sitz neben mir lag, für eine als Thermosflasche verkleidete Bombe gehalten. Ich hatte sie misstrauisch beobachtet, während der M29er Richtung Hermannplatz fuhr, und war schon ungeduldig geworden, weil so viele Leute am Olivaer Platz ein- und aussteigen wollten.
Unter den Zugestiegenen meinte ich, drei Fahrgastkontrolleure zu erkennen. Sehr gut, ich fuhr mit gültiger Fahrkarte und wenn sie mich kontrollieren würden, könnte ich ihnen auch den verdächtigen Gegenstand geben und wäre ihn los. Ich war aber auch neugierig. Die imaginäre Gefahr war kleiner als meine Faulheit. Auf der anderen Seite des Ganges unterhielten sich zwei kleine Jungs über Autos. Einer erwähnte einen Range Rover. Der andere widersprach und erklärte, dass es sich dabei nicht um eine Marke, sondern um eine Person handeln würde. Dann jubelte einer „ein Tesla, ein Tesla!“. Und später stellten sie fest, in Berlin gäbe es besonders viele Porsches und Lamborghinis.
Beim Aussteigen an der Uhlandstraße nahm ich die schwarze Thermosflasche mit. Es war nur Wasser drin. Detlef Kuhlbrodt
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