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berliner szenenBesser haushalten in Hamburg

AB ZUM TRAINING

Gleich hinter dem Reichstag liegt das edel restaurierte Palais der Parlamentarischen Gesellschaft. In den Kaisersaal mit Blick auf die Spree luden am Dienstagabend die Freie Hansestadt Hamburg und ihre Handelskammer Kulturpolitiker zum Metropolenvergleich. Es wurde zu einer Nachhilfestunde im Fundraising und den kleinen Kniffs der Deals mit der Wirtschaft.

Hamburg ist stolz, in den Neunzigerjahren Stifter und Sponsoren für Ausstellungen, Restaurierungen und Festspiele gewonnen zu haben. Die Handelskammer hat den Preis „Kultur-Merkur“ gestiftet, der in der Kulturförderung engagierte Unternehmen auszeichnet. Als größte Leistung gilt die Umstrukturierung der Museen. Dass man dafür Modelle ganz unterschiedlichen Zuschnitts braucht, erläuterte Uwe M. Schneede, Direktor der Kunsthalle, an Beispielen: Das Unternehmen Montblanc hat sich eine Dependance des Museums in seinem Haus gewünscht, in dem es zwei Jahre lang das Erstausstellungsrecht für Kunstwerke hat, die es auf Wunsch des Museums kauft. Eine kleinere Initiative stellt eine Kinderbetreuung sicher, damit Eltern samstags in Muße durch die Räume flanieren können.

Berlin muss seine Wirtschaft endlich wachküssen, damit sie in Kultur investiert, das war die Botschaft des Präses der Handelskammer, Nikolaus W. Schües. Die Hamburger Kultursenatorin Christina Weiss wiederum pries die Künste als Training für Wahrnehmung, Kreativität, Mobilität und Innovation – allesamt hoch geschätzte Werte in der Wirtschaft. Die könnte den Künsten im Austausch dafür ihr Managment zur Verfügung stellen.

Allein die Berliner Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen, und Kultursenator Christoph Stölzl vermochten nicht so schnell ins Trainingslager zu folgen. Noch haben die Berliner Museen keine einzige Stelle für Fundraising. Appelle an die Besserverdienenden ziehen nicht, wo der Mittelstand fehlt. Entsprechend beklagten die beiden Kulturfunktionäre, dass Berlin kaum Industrie habe, die Banken in Frankfurt sitzen und sich die mäzenatische Struktur von ihrer Zerschlagung im Faschismus nicht wieder erholt hat. „Die Staatlichen Museen sind ein Geisterschiff, Hinterlassenschaft des untergegangenen Preußens“, sang Schuster, und Stölzl sekundierte: „Die ganze Kultur der Stadt ist das Erbe von Staatsveranstaltungen.“

„Wenn man zwei Millionen in einer Stiftung anlegt, kann man davon gerade mal einen Museumspädagogen bezahlen“, rechnete Stölzl seinen Unglauben vor, auf diesem Weg die Defizite Berlins in den Griff zu bekommen. Die Hamburger allerdings mochten die Klage über die Armut Berlins kaum hören. Nirgendwo sonst sind schließlich die Subventionen für Kultur so hoch. Über diese Skizzen der Ausgangssituation kam die Diskussion nicht hinaus. Berlin fehlt es an Übung, sich mit anderen Modellen auseinander zu setzen. Zur Zeit der Teilung der Stadt war man sich der Insellage wenigstens bewusst und entwickelte Programme gegen das Schmoren im eigenen Saft. Die Hauptstadt Berlin aber ist so begeistert über sich selbst, dass sie glaubt, auf die anderen einfach warten zu können. KBM

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