berliner szenen: Morgens bei Konopke
Trashagenten
Es ist ja schon eine komische Sache, sich frühmorgens an einem Imbiss zu verabreden und dort quasikultig eine Tüte Pommes zu verdrücken. Noch problematischer wird es aber, wenn andere viel irrer sind. Während wir also bei Konopke auf Trashagenten machten, sahen wir einen echten Destabilierer auf der anderen Straßenseite. Obwohl keine Wolke am Himmel stand, hatte er einen Regenschirm dabei, trug aber lediglich Unterhose und Hauslatschen. Und stieg nun mit einer Tüte Brötchen in die Tram. Ob er Hemd und Hosen einfach vergessen hatte?
Oder wollte er wie wir mit einer wilden Trashaktion klarmachen, dass er zwar Abitur hatte, aber trotzdem auf alle vermeintlichen Regeln pfiff? Oder war er ein Spleeniker? Fragen über Fragen. Doch da trabte schon von links das nächste Ereignis heran. Oder besser: storchstakte, montypythonte gewissermaßen, riss seine in grellblauen Jogginghosen steckenden langen Beine hoch, knickte sie ein und rammte sie dann wieder zu Boden. Dazu trug er ein knallgelbes T-Shirt. Und lief mehrmals über die Ampel, wieder zurück, verschwand dann. Seinen Mund hatte er sich übrigens mit einem Schnuller abgeschlossen. Dann war wieder alles normal. Bauarbeiter, BZ-Leser, Hausfrauen, die übliche Konopke-Mischung. Wir sahen uns an und schoben jeder instinktiv die Pommes weg. Das mit dem Trash machte keinen Sinn mehr. js
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