berliner szenen: Im Friedrichsfelder Zoo
Immer essen
Im September bereisten zwölf chinesische Naturschützer Deutschland. Bei ihrer Visite im Berliner Tierpark Friedrichsfelde interessierte die Chinesen besonders die Besucherinformation an den Gehegen. Denn in Chinas Zoos gibt es so was nicht. Bis zu einer 1995 gestarteten Kampagne informierten die Schilder im Pekinger Zoo nur über die Essbarkeit der jeweiligen Tiere.
Aber auch in Friedrichsfelde werden Tiere gegessen. Die Futtertierzucht des Tierparks meldet in ihrer Bilanz des Jahres 1999 ein „erfreuliches Ergebnis“: 50.294 Stück Labormäuse und 1.099 Stück Meerschweinchen konnten als Futter gezüchtet werden.
Dagegen lag die Ernte des Weidegrases fur die Seekühe in der Tierpark-Gärtnerei „wegen der warmen und trockenen Witterung“ deutlich unter dem Ergebnis des Vorjahres. Besser war es um andere Gemüsesorten bestellt: 846 Kilo Basilikum konnten produziert werden. Die Tierfutterküche verarbeitete obendrein 12.475 Kilo Trockenschnitzel, 10.500 Kilo Knäckebrot und 18 Kilo Schwarzen Tee. Außerdem bekam der Tierpark letztes Jahr eine große Menge Futtermittel geschenkt. Spender waren Privatpersonen, Großhandelsbetriebe, Bäckereien und Kaufhallen. Sie schenkten 20.570 Kilo Schrippen, 449 Kilo Zwiebeln und noch einmal 122 Stück Meerschweinchen.
Gerne wäre man selbst Zoodirektorin. Man würde die armen Meerschweinchen am Leben lassen und viele Antilopen und Gnus nach Hause schicken. Obwohl sie immer nur uninteressant herumstehen, gibt es in jedem Zoo ganze Herden davon. Man wird das lächerliche Gefühl nicht los, dass afrikanischen Zoolieferanten sie als Sonderangebot zu den Löwen draufpacken, damit die deutschen Zooeinkaufer endlich in das Geschäft einschlagen.
KIRSTEN KÜPPERS
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