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berliner szenenSpielmacher, Spielfigur

Arzt an Spree

Die Sonne brennt noch einmal angenehm – zum letzten, zum vorletzten Mal in diesem Sommer? Friedlich gleiten Dampfer wie die „Spree-Lady“ am Haus der Kulturen der Welt auf dem Fluss vorbei. Auf dem Tisch vor uns liegen vertrocknete Früchte. Gegenüber sitzt Farin Urlaub, diese liebenswerte Mischung aus Dolph Lundgren und Johnny Rotten, der beste Sänger der Welt von den Ärzten aus Berlin. Für ein Fernsehinterview soll er sich gescheite Antworten ausdenken: zu seinem Soloalbum und der Autobiografie, die beide im September erscheinen sollen, und zum bald zwanzigjährigen Jubiläum der Band.

Irgendwie muss man immer wieder denken, wie gut es doch ist, dass es noch Phänomene wie die Ärzte gibt. Wie beneidenswert es ist, dass da Leute mit dem, was sie sowieso machen, auch noch reich und berühmt geworden sind. Es sei zwar auch eine Art Statement gewesen, mitten im Punk, Anfang der Achtzigerjahre über Zitroneneis und Teddies gesungen zu haben, erzählt Farin, aber schließlich hätte man auch Miete und Essen bezahlen müssen: „Erst die finanzielle Unabhängigkeit macht mutig“, sagt er und meint damit die klare Stellungnahme der Ärzte in den Neunzigern in Songs mit Refrains wie „zwischen Störkraft und den Onkelz steht ’ne Kuschelrock-LP“. Dann erzählt Farin noch, dass die Ärzte nie Spielfiguren, sondern Spielmacher waren, wie gern er auf Reisen geht und irgendwann einmal ein Buch darüber schreiben will. Weil das schön ist und es schön heiß ist, will man ihm am liebsten zurücksagen: „Hip-hip-hurra! Alles ist super, alles ist wunderbar“. SM

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