berliner szenen: Filmpremiere angstfrei
Moulin Rouge
Man kann nicht gerade behaupten, dass die Luft knistert am vermeintlich glamourösesten Ort Berlins, unterm Dach des Sony-Centers. Viele Damen sind ganz schön aufgetakelt, das schon, man sieht eine Menge Mieder und Strapse. Ein paar haben sogar diesen Glanz in den Augen und schaukeln sich in die Aufregung, die diesem Event angemessen wäre: Wird Ewan McGregor wirklich kommen? Was wird Nicole Kidman tragen? Es ist Premiere von Moulin Rouge, dem neuen Film von Baz Luhrmann, der zuletzt Romeo und Julia gemacht hat, und wann passiert es schon mal, dass extra deshalb Regisseur und Hauptdarsteller eingeflogen werden: ins Filmdorf Berlin? Aber irgendwie kommt sie nicht so richtig auf, die echte Hysterie. Vielleicht liegt’s an der leidigen Berliner Halbprominenz. Immer wieder fragt man sich, ob man diesen und jenen kennen sollte oder ob er nur jemandem ähnlich sieht, der mal durch den einen oder anderen Film fast berühmt geworden wäre. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass man gerade das Reale da draußen nicht so ausblenden kann wie sonst und gespannt ist, was sie wohl sagen werden zu den Bomben auf Afghanistan. Schließlich war die Veranstaltung wegen des Anschlags verschoben und die anschließende Party gestrichen worden. Nichts werden sie sagen. Als es endlich so weit ist und alle auf der Bühne sind – Ewan McGregor konnte nicht, und Nicole Kidman trägt ein großes Schwarzes –, ist von der heilenden Wirkung der Filmindustrie auf schwere Herzen in schweren Zeiten die Rede. Eine Stiftung wird angepriesen. Man will die Ausbildung der Waisen sichern, deren Eltern im World Trade Center umgekommen sind. Keine Silbe über Afghanistan. SM
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