berliner szenen: Rammstein im Knaack
Signier Heil!
Viele Menschen glauben, die Musikgruppe Rammstein verbringe ihre Tage damit, gemeinsam mit der Neonazi-Szene Südkaliforniens mordend und vergewaltigend durch amerikanische Straßen und Mittelalterfestspiele zu ziehen. Das stimmt jedoch nicht. Bisweilen arrangiert das Management auch Autogrammstunden.
Zum Beispiel anlässlich der Veröffentlichung der Biografie Rammsteins von Gert Hof im Knaack Club. Die Musik ist leise gedreht und klingt lediglich wie ein harmloses Knurren. Auf einer Videoleinwand laufen Schwarzweißbilder von Rammstein-Konzerten. Ein Sänger mit nacktem Oberkörper ist zu sehen, die Bühne brennt. Im richtigen Leben sehen die vier Musiker ein bisschen still und verkatert aus. Nacheinander unterschreiben sie die T-Shirts und Rucksäcke von einer Punkerin mit Irokesenfrisur, einem weinenden Kleinkind und vielen Männern in Holzfällerhemden. Weil sonst wenig passiert, unterhält man sich mit dem Bodyguard. Er heißt Enrico und kommt aus Russland. Er sagt, der mit der Wollmütze ganz links sei vielleicht der Sänger, bei den anderen wisse er nicht genau, was sie tun. Auf dem Video im Hintergrund hackt die Band gerade die Bühne zusammen.
Nach den Autogrammstunde werden sich Rammstein in die VIP-Lounge zurückziehen und auf Getränke und die Party warten, sagt Enrico. Auf der Bühne werden ihre Kollegen von der Musikgruppe Knorkator spielen. Auch bei dieser Band handelt es sich um Nonkonformisten. Um das zu unterstreichen, haben die Webdesigner der Knorkator-Homepage einen akustischen Effekt in ihr Produkt eingebaut. Die Internetseite öffnet sich mit einem Geräusch, das einem Rülpsen gleicht.
KIRSTEN KÜPPERS
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