: berliner szenen Schuhtrends
Wenigstens 12 cm
Ich persönlich kann es ja nicht verstehen: Aber selbst beim Schuhkauf üben die Verbraucher Zurückhaltung. Ich persönlich finde, man kann nie genug Schuhe haben. Doch die Meinungen scheinen da geteilt zu sein, worunter der Einzelhandel leidet. Das war kürzlich zu hören, als das Deutsche Schuhinstitut Offenbach zur Besichtigung der neuen Herbst/Winter-Kollektion 2003/2004 ins Hotel Kempinski einlud. Dort erfuhr ich auch, dass ich bereits bestens für die kommende Saison gerüstet bin, mit Boxerstiefeln auf der einen und spitzenbrauen Wildlederstiefeln auf der anderen Seite und schließlich mit braunen Pumps mit jetzt runder Kappe. Dabei habe ich alle diese Schuhe schon im letzten Schlussverkauf erworben. Woraus ich schließe, dass die Berliner Schuhhäuser avancierter einkaufen, als das deutsche Institut die Trends präsentiert. Als da sind Brauntöne, gerundete Formen und eben Stiefel in allen Varianten. Womit ich allerdings nicht mithalten kann, sind die Höhen, in die sich die Schuhe nun erheben, ein 12-cm-Absatz gilt gerade mal als schick. Das wird anstrengend. Sieht aber gut aus. Neben den Schuhen, die von lustigen, gut gelaunten Models vorgeführt wurden, gab’s natürlich Zahlen. Wie immer verwirrten sie mehr als weiterzuhelfen. Wenn 2002 rund 33 Millionen Paar Schuhe produziert wurden, wie können dann rund 73 Millionen exportiert worden sein? Wurden von den 342 Millionen importierten Paar Schuhen gleich wieder 40 Millionen abgeschoben? Gut zu wissen, in jedem Fall: Die „Inlandsverfügungsmenge“ an Schuhen beträgt rund 303 Millionen Paar. Rechne ich meinen Schuhbestand auf 80 Millionen Einwohner hoch, müssten es freilich 2,4 Milliarden sein. Da lässt sich doch noch was verkaufen! BRIGITTE WERNEBURG