berlinalie: Für den Schreibtisch
Bitte schön, es ist Arbeit, wenn man als Journalist auf diesen oder jenen Empfang geht. Also kein Neid, ja? Am Ende muss man sich Wunder was für Gedanken gemacht oder Wunder was für Gespräche belauscht haben, um die richtigen Dönnchen zu schreiben. Tröstlich, dass man nicht der oder die Einzige ist, der oder die auf solchen petits-fours-Galas schuftet. Geschäftlich ist hier zwar so gut wie jeder unterwegs, aber wirklich arbeiten auf solchen Empfängen, das tun noch die Politiker. Vor allem einer ist zuletzt schwer am Ackern und man sieht es ihm an. Dem Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin.
Vorgestern musste er zur Verleihung des Deutschen Drehbuchpreises 2001 antreten. Clemens Murath, Sinologe, Lehrbeauftragter, Chinakenner, gewann den Preis für sein noch nicht verfilmtes Drehbuch „Schatten des Jaguar“, und das Kind vom Bahnhof Zoo, „Christiane F.“ Natja Brunckhorst, gewann ihn für ihr schon von X-Filme produziertes, von Connie Walther verfilmtes Drehbuch „Wie Feuer und Flamme“.
Journalisten bekommen bei solchen Gelegenheiten netterweise immer Unterlagen; nun mit je einem Foto der Preisträger, was ja vernünftig ist, da man Drehbuchautoren nicht unbedingt kennen kann. Aber zwei Fotos des Ministers lagen auch bei. Absolut krass! Hab ich was verpasst? Hat er irgendwann einmal in einem Film den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gespielt? Stammt das Bild daher? Im ungemein staatstragenden dunklen Anzug mit passender Krawatte signiert er vor schwer abstrakter Kunst irgendein gewichtiges Dokument. Ein Bild, das auf den Schreibtisch will. Ein echtes, altmodisches Amtsstubenbild. Wbg
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