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berlinalieNiedrigpreise etc.

Der neue Wind

Weht denn nun eigentlich ein frischer Wind um die Ecken des Po-Platzes, seit Moritz, der gruftige Holländer, nicht mehr grummelig auf Stars wartet, die dann doch nicht kommen? Dieter Kosslick jedenfalls will der allseits beliebte Konsensmann sein, das ist spätestens seit seiner Offensive an der Preisfront klar. Kosslick soll „persönlich interveniert“ haben, verkündet das tägliche Berlinale-Organ Screen, the official daily of the Berlin International Film Festival. Ganz offiziell gelten seit Montag Preise zwischen 6 und 10 Euro. Davor zahlte man wegen „teuro-euro“ zwischen 7 und 12. Immerhin bis zu 20 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die schwarzen Limousinen, die um den Marlene-Dietrich-Platz rumkurven, sind zu Staatskarossen hochgedichtet worden. Ein official berlinale car hätte mich vorgestern fast aus dem Fahrradsattel gehievt. Und das, wo doch schon einer unserer Kulturredakteure vergipst Filme anschaut, weil er über einen bescheuerten Betonklotz gestolpert ist.

Kosslick jedenfalls verkörpert quasi die Ära der Post-Nachkriegs-Berlinale-Chefs. Vor 89 wäre uns ein deutscher Oberberlinalist verdächtig vorgekommen: De Hadeln hatte ja immer auch etwas von einem durch die Alliierten Berufenen. Erst Naumann war so frech, den Trainer zu feuern. Erstmals konnten die Berlinale-Eröffnungsgäste ihr Gepäck röntgen lassen – unser zerbrochener Redakteur konnte seine Schrauben im Arm in einem official berlinale x-ray auf korrekten Sitz überprüfen. Das alles wegen dem ängstlichen Kanzler?!

Vielleicht haben sich ja sogar einige versprengte Taliban akkreditiert – ach nee, die haben ja was gegen „Abbilder“. Obwohl: der Tykwer-Film mit seinem religiösen Touch hätte ihnen vielleicht gut gefallen. Terror im Hochhaus mit unschuldigen Toten kommt ja auch drin vor … Wie dem auch sei. ANDREAS BECKER

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