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Es ist wieder so weit. An diesem Wochenende findet zum elften Mal in der Berliner Literaturwerkstatt der berühmt-berüchtigte Nachwuchswettbewerb „Open Mike“ statt. Mehr als 6.000 junge Autoren haben sich bis jetzt bei dieser Großveranstaltung mit bis dahin unveröffentlichter Lyrik oder Prosa dem Urteil prominenter Juroren gestellt. Und weil sich von Jahr zu Jahr unter die Zuhörer mehr Lektoren, Agenten und Scouts mischten, entwickelte sich der „Open Mike“ bald zum wichtigsten Karrieresprungbrett für den literarischen Nachwuchs im deutschsprachigen Raum. Die Liste der früheren Preisträger, die oft kurz nach ihrem Erfolg beim Open Mike ihr erstes Buch veröffentlichen konnten, ist lang: Kathrin Röggla, Karen Duve, Terezia Mora, Tobias Hülswitt, Jochen Schmidt und Tilman Rammstedt, um nur ein par von ihnen zu nennen.
Da es in letzter Zeit ja en vogue ist, nach dem jugendlich-spritzigen Debütroman über Themen wie die erste Liebe, den ersten Umzug oder den ersten Job einen schwereren Text nachzuschieben – einen Text über Familiengeschichten und andere Vergangenheitsbewältigungen beispielsweise, sei vor allem dies gesagt: Liebe Lektoren, Agenten und Scouts, gehen Sie bitte schön weiter zum „Open Mike“. Die Debütantenschwemme ist vorbei, die Verlage gehen in diesen Zeiten wieder auf Nummer Sicher, das heißt aber doch noch lange nicht, dass der deutsche Durchschnittsleser jetzt gar keine Debütanten mehr vertragen würde. Man weiß noch wenig über die Autoren, die sich diesmal beim „Open Mike“ präsentieren werden, außer natürlich dass sie wie immer irre jung sind. Aber eins sollte man doch jetzt schon hoffen dürfen: dass auch in diesem Jahr wieder jemand dabei ist, der uns im nächsten Jahr mit einem tollen Debüt vom Hocker hauen wird.
SUSANNE MESSMER