■ beiseite: Über die Zeit
Ein Echolot ist (auf dudenisch) ein „Apparat zur Messung von Meerestiefen durch akustische Methoden“. „Das Echolot“ ist aber auch der Name eines Buches von Walter Kempowski. Wir haben es nicht gelesen. Auch unser Ressortleiter hat es nicht gelesen. Er behauptet zwar, damit seine Wochenenden zu verbringen und gerade Band 5 in Arbeit zu haben, aber das ist unglaubwürdig. Auch unser Chefredakteur hat es nicht gelesen, aber er kennt immerhin einen, der es gelesen hat. Nun, es soll sich dabei um eine überaus umfängliche Collage verschiedener Textsorten aus der Zeit Januar/ Februar 1943 handeln, die – in den Worten von Herrn Raddatz – folgendes zeigen: „Die totale Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen; alles passiert auf einmal: Verbrechen und Schunkeln, Wohlleben und Sterben, Läppischkeit, Zynismus und Mord.“ Und weil ein wirkliches Echolot eben mit akustischen Methoden arbeitet, wird heute und morgen ab 14 Uhr daraus vorgelesen. Das dauert dann jeweils zehn Stunden und in der Zeit hört man in der Parochialkirche u.a. Mario Adorf, Margit Bendokat, Hermann Beyer, Margarita Broich, Ulrike Krumbiegel, Hermann Lause, Otto Sander und Martin Wuttke.
Diejenigen, die das nicht erfüllt, können rübergehen ins Podewil (Klosterstraße 68-70) und sich passende Filme ansehen wie „Der gewöhnliche Faschismus“ von Michail Romm (heute, 15 Uhr), „Nacht und Nebel“ von Alain Resnais (heute, 18 Uhr) oder „Der Aufenthalt“ von Frank Beyer (morgen, 18 Uhr). Und wer ganz durchhält, beide Tage und Nächte, und danach das Bedürfnis hat, sich auszusprechen, der oder die soll ruhig vorbeikommen und wir schreiben zusammen eine beiseite- Spalte voll.
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