■ beiseite: Provinz
Der Vorwurf ist nicht neu: In seinem tiefsten Inneren ist Berlin Provinz. Und das hat ja auch einiges für sich. Doch warte, warte: die Zukunft sieht anders aus. Besonders deutlich wird einem dies, wenn man hört, was uns hier noch alles bevorsteht. Am Potsdamer Platz zum Beispiel: Bekanntlich wird dort derzeit gebaut, unter anderem auch eine Einkaufspassage mit dem klingenden Namen Potsdamer Platz Arkaden. In regelmäßigen Abständen melden sich deren Marketing-Leute in ganzseitigen Anzeigen zu Wort, die in verschiedenen Berliner Tageszeitungen an prominenter Stelle erscheinen. Den Zeichen der Zeit verpflichtet, sind diese Anzeigen im Presse-Stil aufgemacht („Potsdamer Platz Arkaden Aktuell – Nachrichten und Informationen aus Berlin“) und lassen auch sonst wenig zu wünschen übrig. Neben einem Porträt des neuen Center- Managers Andreas Kube, 33, („Wir suchen die Besten“) erfährt man Wissenswertes. Unvergleichlich die PR-Prosa: Management, Ausstattung, Service – alles „dient nur einem Ziel: König Kunde soll sich in den Potsdamer Platz Arkaden wohl fühlen“. Damit der Einkaufsbummel nicht „durch unliebsame Zeitgenossen getrübt“ wird, ist ein hauseigener Sicherheitsdienst am Werk. Auch der speziellen Lage im neuen Zentrum der Stadt sind sich die Arkaden-Betreiber bewußt. Zitat: „Vom Info- Stand über Sitzgelegenheiten zum Ausruhen, Grünanlagen mit Springbrunnen, Kinder-Wickelraum, Kunden-WCs, Briefkästen, Telefon, Fotofix, Visitenkartendrucker bis hin zum EC-Bankautomaten ist an alles gedacht, was urbanes Leben ausmacht.“ Am Potsdamer Platz, einst Europas verkehrsreichstes Rondell, wird es also Briefkästen und einen Bankautomaten geben. Kaum zu fassen soviel Urbanität, und das mitten in Berlin.
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