■ beiseite: Dauerstreit ums BE
Er zieht sich wie ein Kaugummi in die Länge, der Streit um die Zukunft des BE. Denn der Dramatiker Rolf Hochhuth, seines Zeichens auch Geschäftsführer der Ilse-Holzapfel-Stiftung, der das Gebäude am Schiffbauerdamm gehört, weigert sich, seine Unterschrift unter einen eigentlich schon seit längerem mit dem Senat ausgehandelten Pachtvertrag für das Berliner Ensemble zu setzen. Der Grund: der geplante Umbau des Gebäudes im Jahr 1999. Laut Hochhuth mache es dieser ihm nicht möglich, die für die Sommerpause anvisierte und auch vereinbarte Bespielung der BE-Bühne mit eigenen Stücken vorzunehmen. Stinksauer wegen der fehlenden Unterschrift ist jetzt wiederum der Senat. Der beklagte am Mittwoch in Gestalt von Berlins Kulturstaatssekretär Lutz von Pufendorf „die immer wieder neuen Forderungen von Hochhuth und dessen Versuche, in die künstlerische Autonomie des Theaters einzugreifen. Wir haben die Geduld verloren. Wir lassen uns auf keine Erpressung mehr ein.“ Starke Worte, denen starke Taten vielleicht folgen werden. Der Senat hat jetzt die BE-GmbH gebeten, erneut Verhandlungen mit der Freien Volksbühne zwecks Umzugs zu führen. Laßt die ruhig verhandeln, könnte man denken, Kaugummis sind geduldig und das Theatervolk auch. Doch es steht 1999 auch der sehnlichst erwartete BE-Einzug von Claus Peymann mit seinen Leuten an. Ohne Unterschrift kein gültiger Vertrag, ohne Vertrag kein Umbau, ohne Umbau kein Peymann im BE am Schiffsbauerdamm. So einfach ist das alles und doch so schwer!
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