piwik no script img

■ beiseiteDefa-Stiftung

Die Bundesregierung und die Treuhandnachfolgerin BVS haben nach jahrelangen Verhandlungen gemeinsam eine Defa- Stiftung gegründet, wie Kulturstaatsminister Michael Naumann und BVS-Präsident Günter Himstedt am Freitag in Berlin mitteilten. Beide sprachen von der Bewahrung eines nationalen Kulturerbes. Die Stiftung wird Inhaberin der Rechte an sämtlichen Kinofilmen sein, die von den Defa-Studios zunächst in der sowjetischen Besatzungszone und dann in der DDR zwischen 1946 und 1990 produziert wurden. Das sind insgesamt 950 Spielfilme, 820 Trickfilme, 5.200 Dokumentarfilme und Wochenschauen sowie rund 4.000 deutschsprachige Synchronisationen ausländischer Filme.

Die Gründung der Stiftung erfolgte im Einvernehmen mit den Ländern Berlin, Brandenburg und Sachsen, wo sich die ehemaligen Defa-Studios befanden. Die Stiftung finanziert sich zum Teil aus Lizenzeinnahmen für die Nutzung der Filme, zum Teil aus einem Stiftungskapital von 12,6 Millionen Mark aus der Bundeskasse.

Zweck der Stiftung sei es, diese Filme zu erhalten und weiter nutzbar zu machen. Gleichzeitig sollen aus dem Budget auch Projekte der Filmkultur gefördert werden. Geld erhalten haben unter anderem das Filmmuseum Potsdam, das Deutsche Institut für Animationsfilme in Dresden, aber auch das Goethe- Institut in Mexiko.

Die Konstruktion der neuen Stiftung sieht vor, daß sie die Exklusivrechte zur Vermarktung an die Progress Film-Verleih GmbH abtritt. Diese habe, ebenso wie alle Defa-Studios, schließlich 1997 privatisiert werden können. Die Progress garantiert eine jährliche Lizenzsumme von 700.000 Mark, bei größerem Erfolg der Vermarktung wird die Summe aufgestockt, wobei man mit einem Jahresbudget von insgesamt 1,2 Millionen Mark rechnet. Neben den 12,6 Millionen Mark, die der Herstellung von Sendematerial und Filmkopien dienen soll, hat der Bund der Stiftung auch ein Gebäude in bester Lage in Berlin-Mitte übertragen. Das eigentliche Filmmaterial wird im Bundesarchiv aufgehoben.

Die Defa wurde am 17. Mai 1946 in der damaligen sowjetischen Besatzungszone gegründet. Dazu versammelte die Sowjetische Militärverwaltung in Deutschland ein „Filmaktiv“ mit Regisseuren wie Kurt Maetzig („Ehe im Schatten“). Ihm standen unter anderem die großen ehemaligen Ufa-Studios in Potsdam-Babelsberg, ein Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme in Ost-Berlin und ein Synchronstudio in Berlin-Johannisthal zur Verfügung.

Zu den Defa-Stars gehörten Schauspieler wie Erwin Geschonneck, Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl, Angelica Domröse, Wilfried Glatzeder und Jutta Hoffmann. Zu den bedeutenden Defa-Regisseuren zählten vor allem Konrad Wolf, Kurt Maetzig, Frank Beyer, Heiner Carow und Roland Gräf. 1992 wurde die Defa von der Treuhand privatisiert und an den französischen Mischkonzern Compagnie Generale des Eaux (CGE) verkauft, der den Regisseur Volker Schlöndorff für einige Jahre als Geschäftsführer der Babelsberger Studios einsetzte. Seitdem wurden dort mehr als 40 Spiel- und Fernsehfilme hergestellt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen