■ beiseite: Jammerlappen
Lachsbrötchen gab es auch. Nur interessierte sich für die niemand so recht bei der Pressekonferenz anläßlich der weiteren Zukunft der Dramatiker-Initiativen Uraufführungstheater (UAT) und Theater Neuen Typs (TNT). Auf dem Podium: die AutorInnen Simone Schneider, Thomas Oberender und Daniel Call vom TNT, Regisseur Harald Siebler und Autor Oliver Bukowski vom UAT. Beide Organisationen sind jung, machten im letzten Jahr aber auf sich aufmerksam, indem sie tatkräftig für ein Theater plädierten, das vom Schreiben ausgeht. Bis nach New York eilte der Ruhm des umtriebigen Dramatikernachwuchses. Jetzt aber, wo es richtig losgehen könnte, ist alles schon wieder vorbei. Vom Senat gibt es kein Geld, und so stellt das UAT die Aktivitäten völlig ein, das TNT macht noch ein bißchen weiter. Man fand mit DaimlerChrysler immerhin einen Sponsor, auch der Senat rückte noch etwas Geld für ein paar „lunatische Lesungen“ raus.
Trotzdem waren alle ziemlich beleidigt. Selbst einem wohlwollenden Beobachter stellte sich die Frage, ob nicht das deutsche Subventionssystem die Charaktere verdorben hat. „Skandal“ hieß es da gleich, und in altbewährter Manier gab es verbale Senatorenprügelei. Doch der Skandal ist hier höchstens die Selbstgerechtigkeit. Das Vorbild Londoner Royal Court Theatre hin oder her. Denn sicher bekommt man dort Geld vom Staat, aber nicht von Anfang an. Und sicher hätte das Theater sich nicht dreißig Jahre lang als Brutkasten der Gegenwartsdramatik halten können, mit so einer Beamtenmentalität. Längst ist es trendy, daß Autoren innerhalb der Theater zunehmend zu Enfluß und Gestaltungsmöglichkeiten kommen. Und lange war das Interesse an Gegenwartsdramatik nicht so groß wie im vergangenen Jahr. Da muß es doch heißen: Weiterarbeiten und um Anerkennung kämpfen! Mit ihrer tränenreichen Pressekonferenz haben sich die beiden Autoreninitiativen keinen Gefallen getan. Esther Slevogt
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