■ beiseite: Brandon LaBelle
Die Staalplaat Audio Galerie im Salon Schwarzenberg ist wie geschaffen für einen Typen wie Brandon LaBelle, der sich selbst wahrscheinlich niemals Musiker, sondern stets Audio-Künstler nennen würde. In einem Laden, der nicht bloß schnöde Platten verkauft, sondern kleine Fetische, zumeist streng limitierte Tonträger mit gelegentlich handbemalten Covern, setzt er das dort vorhandene Konzept von Kunst zum Hören performativ um. Der amerikanische Kunstjournalist und Performancekünstler plaziert Kontaktmikrofone an Wänden, Fußboden und anderen Objekten, vielleicht sogar an herumliegenden „Audio-Objekten“, und entlockt diesen ein sonst unhörbares Atmen. Der Raum wird zur Quelle unvermuteter Geräusche, die, eingespeist in Maschinen und bearbeitet vom Menschen, zu Musik werden, zu Geräuschmusik.
Die künstlerische Intention von LaBelle ist klar. Ganz im Sinne Duchamps möchte dieser Soundperformer, daß man aus allem Klangkunst machen kann. Man muß bloß hingehen und potentielle Quellen einfach anzapfen, um sie dann seiner persönlichen künstlerischen Verfügungsgewalt zu unterstellen.
Aber auch der Zuschauer soll aktiv in den Vorgang der Performance miteinbezogen werden. Ein Kontaktmikrofon, das beispielsweise auf dem Boden installiert ist, nimmt logischerweise, je nach der Bewegung im Raum, unterschiedlich klingende Geräusche auf, die wiederum zu verschieden klingenden Ergebnissen nach der Bearbeitung führen. Was in der Beschreibung vielleicht etwas nach dem Einzug der Chaostheorie in die Geräuschmusik klingt, nach verzweifeltem Aneinanderreihen von willkürlich zusammengestellten Klangfetzen oder einfach bloß nach pseudokünstlerischer Scharlatanerie, wird tatsächlich aber durch die Montagetechnik von LaBelle zu Live-Basteleien, die Spaß machen. Aus Rauschen und Knistern formt er Loops und Groovepartikel, aus denen dröhnende Soundskulpturen entstehen, die eben nicht klingen wie frisch aus dem Erstsemesterseminar von „Neue Musik“-Schülern.
Diese Musik ist eher so etwas wie Industrial-Ambient oder Trance für Menschen, die schon immer gewußt haben, daß auch Stille ganz schön spacig sein kann. Man muß sie bloß hören.
Andreas Hartmann
Am Sonntag, 25.4., Staalplaat Audio Galerie im Haus Schwarzenberg, Rosenthaler Str. 39
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