beiseite: Kulturpolitik
Kulturpolitik. Das klingt superseriös. Nach hartem Stoff. Die eigentlich für Glossen (lustig) vorgesehenen Randspalten der Feuilletons verwandeln sich unter dieser Überschrift auch sofort in Kommentare (ernst), und die für die Kulturpolitik verantwortlichen Redakteure beschränken sich aufs Wesentliche. Ob sich etwas bewegt oder nicht. Wenn sich nichts bewegt, ärgern sie sich darüber. Denn Stillstand, das ist nicht gut. Und wenn sich was bewegt, freuen sie sich gleich so sehr, dass sie Sachen schreiben wie: „Es kommt Bewegung in die Hauptstadtkultur“ oder „Verkrustete Strukturen brechen auf“. Seit Christa Thoben Kultursenatorin ist, erscheinen etwa jeden zweiten Tag kulturpolitische Kommentare in den Tageszeitungen, denn Christa Thoben „bricht verkrustete Strukturen auf“ und „bringt Bewegung in die Haupstadtkultur“. Was soll man da noch schreiben? Dass ein „frischer Wind durch die Flure der Senatskanzlei weht“? Gut, dass es dpa gibt. Die guten alten Meldungen. Die darf man einfach abschreiben. Zum Beispiel: „Berlins Kultursenatorin Christa Thoben hält eine schnellere Debatte über betriebsbedingte Kündigungen an den Theatern der Hauptstadt für notwendig. Für den erforderlichen, sozialverträglichen Personalabbau sollten Abfindungsfonds eingerichtet werden.“ Oder: „Die Berliner Kultursenatorin Christa Thoben (CDU) verknüpft eine Vertragsverlängerung Daniel Barenboims als Künstlerischer Leiter der Staatsoper Unter den Linden mit ihren Plänen eines Berlin-Balletts. Bei den Verhandlungen mit ihm ‚wird mitzuverhandeln sein, ob er seine eigene Ballett-Kompagnie an der Staatsoper zu Gunsten eines alle drei Opernhäuser integrierenden Berlin-Balletts aufzugeben bereit ist oder ob er dauerhaft Nein sagt‘, betonte die Kultursenatorin in einem am Sonnabend veröffentlichten Interview. Barenboims Vertrag läuft im Jahr 2002 aus.“
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