bauwagen wagen : Sieg der Ideologen
Mit seiner Ankündigung, den Bauwagenplatz Wendebecken bei Bedarf räumen zu lassen, hat Bausenator Michael Freytag Öl ins Feuer gegossen. Um das, was er für rechtsstaatlich und politisch geboten hält durchzusetzen, nimmt der Senat eine gewaltsame Konfrontation auf der Straße in Kauf, aus der niemand als Sieger hervorgehen kann. Eine Niederlage der praktischen Vernunft, ein Sieg der Prinzipienreiter und Ideologen.
Kommentar von Marco Carini
Das Muskelspiel ist selbst aus staatstragendster Perspektive ein schwerer Fehler. Der Angriff auf den Erhalt alternativer und auch links-autonomer Wohn- und Lebensformen ist das Thema, dass in den vergangenen 20 Jahren in der Hansestadt stets den entschiedenen Widerstand linksradikaler Gruppen erblühen ließ. Die gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Hafenstraße, die Rote Flora und zuletzt die Bambule-Bauwagen legen davon ein beredtes Zeugnis ab.
Erst, als unideologisch agierende Politikmanager wie Klaus von Dohnanyi oder Thomas Mirow auf der Seite des Staates die Zügel in die Hand nahmen, kam es zu einer Befriedung der Situation. Heute kümmern sich Hafensträßler und Rotfloristen fast rührend um ihre Vorgärten und Volksküchen – eine Verbürgerlichung, die von der offiziellen Politik gewollt war und geschickt gefördert wurde.
Während Ole von Beust vor seiner Wahl zum Bürgermeister noch die Flora-Räumung zum Wahlkampfknüller erhob, war er – erst einmal in Amt und Würden – gut beraten, das Thema der Vergessenheit anheim fallen zu lassen. Freytag übt sich nun als Revitalisierer einer schwächelnden linken Szene – ein Verdienst der besonderen Art.