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Archiv-Artikel

bahnhof zoo Berlin hat das Wort

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die geplante Schließung des Fernbahnhofes Zoo Massenproteste auslösen würde. Irgendwann musste sich der geballte Unmut, der sich in Westberlin und Potsdam angesammelt hatte, Luft verschaffen. Jetzt können die, die sich demnächst zwangsweise an den Hauptbahnhof verfrachtet sehen, immerhin schon vorher mit ihrer Unterschrift dagegen protestieren. Und darauf hoffen, dass sich die Bahnchefs davon erweichen lassen. Schließlich soll ja der Kunde König sein.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Der Ausgang des Rennens um den Bahnhof Zoo ist noch offen, hoffen die Initiatoren der Unterschriftenaktion. Allerdings haben sie die Idee aufgegeben, Bahnchef Mehdorn noch mit Argumenten zu überzeugen. Stattdessen setzen sie auf Druck von unten, auf den Druck der Konsumenten. Das ist ihr gutes Recht, wollen sie und ihre Interessen nicht unter die Räder eines Großkonzerns geraten.

Denn die geplante Schließung des Fernbahnhofes Zoo hat wenig mit Verkehrspolitik, aber viel mit Kapitalismus zu tun. Die Bahn AG, die Profite machen und an die Börse gehen soll, will es sich nicht leisten, riesige Immobilienflächen am künftigen Hauptbahnhof leer stehen zu lassen – nur weil die (West-)Berliner lieber am Zoo ein- und aussteigen, weil der für sie näher ist.

Den Bahnkunden, die sich durch Bahnhöfe ohnehin schon wie durch Shopping Malls kämpfen müssen, ist das Vermietungsinteresse der Bahn allerdings egal. Sie wollen schnell und bequem zum Fernbahnhof gelangen können – oder sie werden es sich überlegen, ob sie Bahnkunden bleiben oder werden wollen. Die Bahn AG sollte deshalb die Abstimmung mit dem Kugelschreiber, die jetzt anläuft, ernst nehmen – und nicht erst auf die mit den Füßen warten.