bahnhof papestraße: KEIN PARKPLATZ KEIN PROBLEM
Manchmal hat der Zwang, Geld zu sparen, auch sein Gutes. Beim Neubau des Bahnhofs Papestraße scheint es lediglich darum zu gehen, auf überdimensionierte Parkhäuser zu verzichten. Das so genannte Pilzkonzept, nach dem in Zukunft der Fernbahnverkehr in der Hauptstadt funktionieren soll, wäre nicht in Gefahr. Höchstens das bisherige Senatskonzept.
Dieses sieht vor, die Autofahrer mit dem Bau riesiger Parkflächen zur Bahn im südlichen Berlin zu locken. Am Stadtrand, wo es oft keine Alternative zum Auto gibt, hat ein solches Park-and-Ride-Konzept durchaus Charme. In der Innenstadt kann man darauf aber verzichten. Jetzt könnte es so kommen: Wer Bahn fahren will, setzt sich – statt ins Auto – gleich in ein öffentliches Verkehrsmittel. Diese werden schließlich nicht jeden Tag bestreikt.
Problematisch wird es aber, wenn man, wie leider oft der Fall, beim Sparen über das Ziel hinausschießt. Die Pläne, aus Kostengründen auf den Ausbau der so genannten Dresdener Bahn zu verzichten, sind längst nicht vom Tisch. Dieser Schienenstrang durch Marienfelde soll die künftige Zentralstation, den Lehrter Bahnhof, in Richtung Dresden anbinden. In Richtung München ginge es via Lichterfelde. Verzichtet man auf einen dieser Stränge, schneidet man ein gutes Stück aus dem Stiel des Pilzes.
Schlimmer noch: Der künftige Großflughafen in Schönefeld soll über die Dresdener Bahn mit dem Lehrter Bahnhof verbunden werden. Der Airport-Express brauchte auf dieser Strecke nur rund 20 Minuten von der City bis zum Flughafen. Das hat schon die Fantasie der Verkehrsplaner beflügelt: Sie wollen einen Voll-Check-in am Lehrter Bahnhof einrichten, um so die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel attraktiver zu machen. Wird die Dresdener Bahn aber nicht ausgebaut, müsste der Airport-Express über die Stadtbahn geführt werden. Die Folge wäre nicht nur eine deutlich längere Fahrzeit, sondern auch eine größere Gefahr von Stauungen. Schon nach dem bisherigen Konzept werden sich unzählige Züge auf der westöstlichen Stadtbahn drängeln. Sollte nur einer entgleisen, stehen alle Räder still. Auch ohne Streik.
RICHARD ROTHER
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen