bärenstark : Endlich Taten
Bärenstark Nummer drei, und die Misere ist genauso schlimm wie in den beiden Jahren zuvor: Die Hälfte der Berliner Kinder im Vorschulalter spricht kaum oder schlecht Deutsch. Neu an Bärenstark Nummer drei sind jedoch die Konsequenzen, die Klaus Böger diesmal in Form eines Maßnahmenkatalogs aus der Misere zieht. Ungewohnt zielstrebig für den Schulsenator, dem nach Bärenstark zwei der wenig ruhmreiche Orden „Senator tatenlos“ verliehen wurde. Nun reagiert die Schulpolitik mit erkennbaren Richtlinien. Das verdient Anerkennung.
Kommentar von SUSANNE LANG
Kindertagesstätten als Bildungseinrichtung – so lautet eine sinnvolle Richtlinie, die eine gezielte, frühzeitige Sprachförderung möglich macht. Individuelle Förderung eine andere. Das setzt voraus, dass die Entwicklung des einzelnen Kindes beobachtet, dokumentiert und je nach Bedarf stärker gefördert wird. Ein Sprachlerntagebuch, wie es in anderen Ländern, etwa Großbritannien, längst Standard ist und der Senator nun in Berlin einführen will, verfolgt genau dieses Ziel.
So lobenswert die Richtlinien sind, in der Praxis werden sie sich erst beweisen müssen. Bildung in der Kita und individuelle Förderung benötigen vor allem eines: mehr Zeit der Erzieherinnnen. Auch wenn einige Stellen mehr geschaffen werden, die Bereitschaft für zusätzliches Engagement – auch aufseiten der Eltern – bleibt Voraussetzung. Der Erfolg dieser Maßnahmen mag vielleicht erst bei Bärenstark 20 oder 30 absehbar sein. Sie sind aber ein längst überfälliger Anfang. Denn jedes Kind, das heute und in Zukunft nicht gefördert wird, trägt seine Sprach- und somit Integrationsschwächen weiter in die nächsten Generationen. Die Sprengkraft für gesellschaftliche Strukturen und den sozialen Frieden wäre fatal.