babelsberg-verkauf : Ein letzter Bärendienst
Mit dem überraschenden Verkauf der Babelsberger Filmstudios an zwei ziemlich unbekannte Investoren leistet der Vivendi-Konzern dem Medienstandort Berlin-Brandenburg einen letzten Bärendienst. Die Zukunft des Unternehmens, das Vivendi über mehr als zehn Jahre trotz Fördermillionen und umfangreicher eigener Investitionen nicht flottbekam, ist nun völlig offen. Denn die Neueigentümer sind nicht eben Branchengrößen. Welches Konzept sie mitbringen, woher dringend notwendige Investitionen kommen sollen, bleibt unklar.
KOMMENTAR VON STEFFEN GRIMBERG
Auch die Medienpolitik zeigt sich überrumpelt. Da hat man sich nach jahrelangen internen Eifersüchteleien und Selbstblockaden mit dem länderübergreifenden Medienboard endlich konstruktiv zur Stärkung der Berlin-Brandenburger Medienlandschaft positioniert. Und dann geht der allseits favorisierte Deal ins Aus: Studio Hamburg, die öffentlich-rechtliche TV-Produktionstochter des NDR, wollte Babelsberg übernehmen. Das hätte zumindest einen langen Atem und einen einigermaßen ausgelasteten Betrieb garantiert. Doch das Geschäft platzte, weil Vivendi plötzlich nicht mehr neben der Übernahme der Altschulden noch zuzahlen wollte. Jetzt weiß man, warum: Die neuen Eigentümer berappen für Babelsberg immerhin einen ganzen Euro.
Dass Vivendi mit dem Geschäft ganz nebenbei auch noch seinen eigenen Studio-Geschäftsführer desavouiert, der Babelsberg per Management-Buy-out selbst übernehmen wollte, dürfte dem Weltkonzern herzlich wurscht sein. Wegen dauernder Umstrukturierungen hat er international drängendere Probleme als ein defizitäres Studio mit großer Vergangenheit und umso bescheidenerer Gegenwart. Seit zwei Jahren wollte Vivendi in Babelsberg vor allem eins: raus. Wenigstens das hat jetzt geklappt.