ausstellung : Die Geschichte der Entdeckungen
In der Mitte des Saales steht ein großer afrikanischer Einbaum: Symbolisch lädt er den Besucher zu einer Reise durch ein wunderliches Universum ein. Installiert hat es Georges Adéagbo aus mehreren hundert Objekten. Der Künstler aus Benin gilt als die Entdeckung der Kasseler „documenta“ im Jahr 2002. Das Kölner Museum Ludwig hat seine dort gezeigte Arbeit „Der Entdecker und die Entdeckung vor der Geschichte der Entdeckungen...! Welttheater!“ für 80.000 Euro angekauft. Für Köln hat sie Adéagbo aktualisiert und mit „objets trouvés“ aktuelle lokale Bezüge eingearbeitet.
Zu sehen sind, übersichtlich auf dem Boden und an den Wänden ausgebreitet, Zeitungsausschnitte, Kleidungsstücke, Plastiktüten, handschriftliche Aufzeichnungen, Fahnen, Spielzeug, Postkarten, Fotos, Kultgegenstände, Bücher. Dazwischen Porträts zeitgenössischer Künstler wie Joseph Beuys oder Ausstellungsmacher wie Harald Szeemann, die Adéagbo bei einem jener afrikanischen Schildermaler in Auftrag gegeben hat, wie sie in jüngster Zeit auch der europäische Kunstmarkt entdeckt hat.
Die Objekte stellen ein Geflecht her, das sich um alte und aktuelle Kunstgeschichte dreht, um Philosophie und Religion, um die Geschichte des Kolonialismus mit all seinen Auswirkungen auf Politik, Kultur und soziale Systeme und deren Wahrnehmung und Bewertung durch Täter und Opfer. Als Pointe mag dabei erscheinen, dass man Adéagbo in Benin wegen seiner Sammelleidenschaft lange für verrückt hielt und erst ein französischer Kunstagent ihn vor gut zehn Jahren für die (westliche) Kunstwelt entdeckte.
Es ist Aufgabe des Betrachters, die auf den ersten Blick willkürlich erscheinenden Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Afrika und Europa (beziehungsweise Nordamerika) zu ziehen und daraus seine eigenen, vielleicht ihn selber überraschenden Schlüsse zu ziehen. Der 62-jährige Autodidakt selber gibt mit seinem über 20 Jahre gewachsenen „Archiv“ lediglich die Ausgangspunkte vor. Es ist eine Arbeit, die sich letztlich den gängigen Kunstschubladen entzieht und gerade daraus ihre Faszination bezieht.
jürgen schön
„DC: Georges Adéagbo“: Museum Ludwig Köln, bis 20. Februar 2005, Di-So 10-18 Uhr