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Archiv-Artikel

ausgehen und rumstehen Blödes Clubmitglieddasein: Besoffen Kontakt aufnehmen im Bermudadreieck Schlesische Straße

Am Donnerstag habe ich geträumt, dass Josh Homme, der rothaarige und trotzdem attraktive Gitarrist von Queens Of The Stone Age, an meiner Haustür klingelt, um mich zu fragen, ob er bei mir mit seinen Freunden ein bisschen jammen darf. Ich sagte im Traum natürlich begeistert zu, allerdings fand ich es etwas später nicht mehr so toll. Denn Josh und seine Kumpels hinterließen erstens tausend leere Bierdosen und viele volle Aschenbecher, zweitens war ich beim „Jammen“ ohnehin nicht mit einbezogen – was soll ich da auch schon groß machen, Triangel spielen? – und drittens sah Josh in meinem Traum aus, als ob er zwei Jahre lang mit Methylalkohol durchgesoffen hätte. Hat er ja vielleicht auch, ich habe ihn schließlich ungefähr vor zwei Jahren das letzte Mal gesehen, mit den paar Metern Sicherheitsabstand, die zwischen Auf-der-Bühne-Rocken und Vor-der-Bühne-Hotten eben so herrschen. Blödes Wunschträumen.

Am Freitag jedenfalls wollte ich dann auch mal wieder vor der Bühne hotten, und weil die Betreiber des „Bassy“ in Mitte immer so beredte Mails schicken, voller begeisterter Programmtipps und mit Exclusiv-VIP-Versprechungen wie aus der Bravo – wenn Du Mitglied bei uns bist, dann darfst Du auch zu den Konzerten, wenn es voll ist, der Türsteher ist Dein Freund und schenkt Dir sogar ein paar Blatt Klopapier und Ähnliches –, freute ich mich auf die „Trashcats“. Vier Frauen mit Gitarren, also voll mein Ding. Und überhaupt: Das Bassy ist außer Karstadt der einzige Club, bei dem ich Mitglied bin, wenn man meinen nicht mehr aktiven Drei-Fragezeichen-Club mal unter den Tisch fallen lässt. Und was ich mit dieser dummen Karstadt-Clubkarte anfangen soll, weiß ich ohnehin nicht. Ich habe bestimmt schon an die drei Millionen Punkte gesammelt, aber was macht man überhaupt damit? Unten in der Lebensmittelabteilung an der Biertheke versacken?

Am Freitag stand ich jedenfalls da, mit gewaschenem Hals, und ließ verführerisch meine Bassy-Hundemarke über den Kassentresen klirren, so wie ich es mir bei Rotary-Clubmitgliedern mit ihrem diamantenen Mitgliedsring vorstelle. Der schlecht gelaunte Türsteher ließ mich trotzdem nicht rein. Blödes Bassy. Dabei hätte ich so laut geklatscht! Und den Mädchen mit den Gitarren Drinks spendiert!

Später verlief ich mich im neuen Bermudadreieck Schlesische Straße beim Versuch, meinen Ärger zu versaufen. Zuerst ging ich NICHT in eine neue Bar an der Falckensteinstraße, denn es roch daraus nach Clearasil und Abi 04, und dann NICHT ins Lux, denn dort sprang am Eingang schon wieder ein Türsteher herbei, piekte mich in den Arm und sagte, heute feiere jemand Geburtstag, und ich sei natürlich nicht eingeladen. Blödes Lux.

Der arabische Imbiss eine Ecke weiter nahm mich auf. Ich hockte mich zwischen den erleuchteten Bierkühlschrank und den Dönerspieß, schlürfte mehrere Dosen Berliner Pilsner und guckte zu, wie einer der netten ägyptischen Besitzer halblaut versuchte, sein BZ-Tageshoroskop zu lesen: „Heutä Abänd ist gutä Gelägenheit zu Zusammenträffän mit Freundä. Jemand bewundärt Sie von fern! Glückzahl: Siebän.“ Ich bin das, wollte ich rufen, der Sie bewundert. Weil Sie so nett die Lippen bewegen beim Lesen! Und ich hab zufällig auch schon SIEBEN Bier intus! Aber ich bekam plötzlich Schiss. Blödes Besoffen-Kontaktaufnehmen.

Am Samstag träumte ich, dass ich nacheinander im Club Med, im Club Tropicana und im Club Mensa (für Menschen mit IQ über 130) aufgenommen wurde und überall mit meiner Karstadt-Clubkarte bezahlen konnte: Die Sonnenmilch im Club Med, das Schachbrett und die Einstein-Biografie im Club Mensa. Nur im Club Tropicana waren die Drinks free. JENNI ZYLKA