aufgewärmt: Steinernes Déjà-vu
Wird der Eiserne Kanzler tatsächlich geliftet? „Die Sanierung des historischen Bismarck-Denkmals im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist in Sicht“, wusste am Freitag der NDR: Nach Informationen der Lokalwelle 90,3 hat die Stadt dafür jetzt 6,5 Millionen Förder-Euro beim Bund beantragt, will selbst noch mal genau so viel drauf legen – und dann reicht der Etat.
Mal beiseite gelassen, dass der Welt größtes Bismarck-Abbild nur so lala im Stadtteil St. Pauli steht – eher dann doch in der angrenzenden Neustadt – und ein eventueller Baubeginn im kommenden Kalenderjahr auch nicht in eines jeden Augen schon „in Sicht“ ist: Vor allem könnte die Sache manchem ein Déjà-vu-Erlebnis zum Wochenende beschert haben.
Denn dass er marode sei, der steinerne Sozialistenfresser; dass Feuchtigkeit, in Hamburg nun echt mal keine Überraschung, eindringe in seinen zu Luftschutzzwecken ausgebauten Sockel mit den Nazi-Wandmalereien darin; dass all dem dringend abgeholfen werden solle – und das Geld dafür jetzt freigegeben sei: Diese Nachricht ließ sich in den vergangenen Jahren immer wieder bringen.
Mindestens seit Herbst 2014 diskutieren die, die so was tun, auch bereits über die Frage: Was heißt das eigentlich genau, Bismarck sanieren? Wie viel Touristenbespaßung soll, wie viel Zumutung für die Anwohnenden darf es sein? Und wie viel von all der konkurrierenden Planung soll vor allem eins: diese Leute loswerden, die eigenmächtig in der umgebenden Grünanlage zelten (und, ja: auch schon mal zechen)?
Denn dass ihn die Sorge ums gefährdete Denkmal treibe, das wird der Hamburger ja keinem weismachen können. Dessen Schutz betreibt er allenfalls nach Kassenlage, wo es halt gerade passt. Alexander Diehl
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