zwischenruf : auf kampnagel
sabena adé
Es ist keine Hymne an die Betroffenheit, es ist nicht der Versuch, Laien als pseudo-professionelle Akteure vorzuführen und scheitern zu lassen: Ganz und gar überzeugend wirkt vielmeh das jüngste Projekt des Ensembles „Rimini Protokoll“, das jetzt auf Kampnagel gastierte: „sabenation, go home & follow the news“ heißt das mit sieben Ex-MitarbeiterInnen der belgischen Fluglinie besetzte Stück, die ihre je eigene Geschichte seit dem Konkurs anno 2001 erzählen und inszenieren.
Multimedial kommt das aus etlichen Einzelinterviews destillierte Stück daher, verfugt Live-Präsentationen, Text- und Dokumentarvideos, die Mythos und Ende von Sabena bezeugen. Eine maßvolle Mixtur aus Authentizität und Poesie ist dabei herausgekommen, die deutlich pars pro toto ist und weder der Naivität noch des Voyeurismus bezichtigt werden kann.
Eine Bewerbungs-Beratungsagentur hat etwa die Ex-Stewardess nach 140 vergeblichen eigenen Gesuchen aufgemacht. Seine Touren um den Wohnzimmertisch zeichnet ein anderer nach, der bislang keine neue Arbeit fand. Der Ex-Pilot wiederum ist immer noch Mitglied von 15 weiterbestehenden Sabena-Freizeitclubs. Und ganz sachte hat die Regie diese Einzelschicksale zu einer Choreographie um ein Spielfeld herum verfugt, aus dem man eine Landebahn basteln kann. Das tun die Ex-Sabeniens dann auch. Es wird ein traumverlorener „letzter Flug“.
Ein eindrucksvolles Zeugnis einer im Nachhinein zynischen, systematisch erzeugten Corporate Identity, deren Opfer jetzt gerade diejenigen sind, die den Slogans einst so bereitwillig glaubten. PS
Ausführliche Kritik folgt morgen.