auf der flucht: Roger gefaket
Trouble im Netz
Danke, Bild! Die erste Menschenjagd im Internet ist schon nach einer Woche vorbei. Der Realityrunner Roger ging am Montagnachmittag einer Bild-Reporterin ins Netz. Schon am Morgen habe sie Jagdfieber verspürt, beschrieb Enthüllungsjournalistin Jelena Nikolic ihren „mordsmäßigen Kick“. Sie ertappte Roger in der Staatsbibliothek, wo er als Tagesaufgabe Bücher zählen musste. Dafür bekam sie gestern die 10.000 Dollar Kopfgeld. Die will sie der Aktion „Ein Herz für Kinder“ spenden. Genießen will sie nur „den Ruhm: schneller zu sein als der Rest der Welt“.
Der Rest der Welt? „Scheint so, als wäre ich der einzige internationale Jäger, der übrig gebleiben ist“, schrieb ein frustierter Teilnehmer noch kurz vor Jagdschluss im Runnerforum. Nach dem Jagdende ist mehr los. Protestmails stapeln sich. „The last Mission was a joke!“ meint Ben. Man habe Roger wie Spiderman in einer großen Kiste gefangen, mosert ein Anonymer. Kein Wunder, dass Roger entdeckt wurde. „That was rubbish“, ergänzt Simon. „Very unfair“, jault Jim. Sarah verlangt nach einem Schiedsrichter. Und „elderwood“ will Roger per Petition retten. Endlich Zivilcourage. Bravo.
Auch ansonsten ist die Netzgemeinde sauer. Bestellte Newsletter würden nicht gemailt. Stadtvorschläge für den nächsten Run nicht aufgenommen. Die bereits laufende Abstimmung für die Folgestadt sei fragwürdig. So sank das Voting für San Francisco innerhalb von zwei Tagen von 49 auf 1,5 Prozent. „Ist dies eine interaktive Seite oder ein glamouröser Bluff?“ fragt Oliver. „Creez“ weiß es besser: „I think this game is big shit“.
Der Stern weiß es noch genauer: Roger heiße in reality Danny Verdam, sei ein Bekannter des Realityrun-Erfinders und habe schon vor der somit gefaketen Vorauswahl lange als Renner festgestanden. Aber das ist ja jetzt vorbei. Danke, Bild! GA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen