arno rademacher, friesenpartei-vorsitzender : Der Interessenvertreter
ARNO RADEMACHER, 44, will ins niedersächsische Parlament und dort der Friesen Rechte stärken. FOTO: FRIESENPARTEI
Er ist zum Äußersten bereit, zur Anfechtung der Landtagswahl und zur Anrufung des Europäischen Gerichtshofs: Arno Rademacher, Vorsitzender der Friesenpartei, plant den Einzug in den niedersächsischen Landtag. „Wir vertreten die Interessen einer nationalen Minderheit, deshalb unterliegen wir nicht der Fünf-Prozent-Hürde“, sagt der 44-Jährige. Sollte das Landeswahlgesetz nicht entsprechend geändert werden, will der Versicherungsmakler notfalls bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Der ist zuständig, weil das Europäische Rahmenabkommen die Friesen als Minderheit auszeichnet.
Als Regionalpartei vertreten Rademachers Friesen die Landstriche Ostfriesland, Oldenburger Friesland, Rüstringen, Saterland und Land Wursten. Ihr Wahlprogramm ist überschaubar: Selbstbestimmung der Ostfriesen, besserer Küstenschutz, Wirtschaftsförderung, Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft und Erhalt der ethnischen und sprachlichen Eigenheiten durch vermehrten Einsatz plattdeutscher Sprache in der Schule.
Rademacher selbst spricht kein Friesisch und trägt zu seinem Leidwesen auch keinen friesischen Namen. Aber er hat friesische Visionen: Die ostfriesische Landschaft soll wieder politisiert werden. Sogar ein eigenes Regionalparlament, in dem Entscheidungen vor Ort getroffen werden, kann er sich vorstellen. Schließlich sei der Großkreis Ostfriesland ein eigener Wirtschaftsraum. Derzeit aber verhungere man: am langen Arm von Hannover und Berlin.
Der Klimaschutz ist ihm ein besonderes Anliegen. Denn ein Anstieg des Meeresspiegels bedroht zuerst die Deiche. Er will vermeiden, dass seine Kinder mal dort schwimmen, wo heute noch Festland ist.
Rademachers politische Karriere beschränkt sich bislang auf einen Sitz im SPD-Dorfrat zu Leer. Das soll sich nun ändern: Schließlich vertritt Rademacher nicht nur die Friesen, sondern auch alle Menschen, „die sich friesisch fühlen“. Wie genau das geht, sich friesisch fühlen, lässt er offen. Verlässlichkeit, Erdverbundenheit und Toleranz, so viel immerhin sagt er dann doch, seien friesische Werte. GRIT BEECKEN