arabische pressestimmen zur verhaftung von saddam hussein :
Die jordanische Tageszeitung al-Rai notiert: Er war nicht in der Lage, Widerstand zu leisten, er hat keine Waffe benutzt, um seine Feinde fern zu halten. Und er hat die letzte Kugel nicht aufbewahrt, um sich selbst zu töten. Das Bild, das Saddam abgab, hinterlässt einen schlechten Eindruck – insbesondere bei denen, die an seine Tapferkeit glaubten. Das Bild des Herrschers ist das eines furchtsamen Menschen, der aufgegeben hat. Seit dem Fall Bagdads konnte man das Ende von Saddam erwarten, nicht erwartet wurde aber, dass sein persönliches Ende so armselig ausfallen würde – ohne jede Tapferkeit, die dem einfachen arabischen Bürger ein Beispiel für den Kampf gegen seine Feinde geben könnte. Und wenn er bloß mit einer alten Flinte oder einer bloßen Messerklinge kämpft, um nicht im Schlupfloch oder auf dem Sofa zu sterben.
Unter dem Titel „Höhlenmensch“ schreibt die in London herausgegebene Tageszeitung al-Sharq al-Awsat: Wir sollten uns freuen, dass die Iraker den Wind von Freiheit und Demokratie spüren können. Die Ergreifung von Saddam Hussein wird auch spürbaren Einfluss auf diejenigen haben, die Operationen durchführen, insbesondere bei denen, die irakische Polizisten töten und irakische Einrichtungen angreifen. Nicht, dass die Operationen nun ganz aufhören werden, aber auf lange Sicht wird sich die Lage beruhigen.
Nicht so sicher ist sich da die ägyptische halboffizielle Tageszeitung al-Ahram: Tatsache ist doch, dass es die amerikanisch-britische Besatzung ist, welche die Kapazitäten des Irak zerstört, die den Staat und seinen Apparat – nicht nur dessen Führung – zerstört sowie konfessionelle Spaltungen erzeugt. Sie macht Millionen junger Männer arbeitslos und stürzt sie in die Armut, sie unterdrückt und tötet. Diese Besatzung muss Aktionen des nationalen Widerstands gegen sie hervorrufen – gleich ob Saddam Hussein frei oder gefangen ist.
Auch die libanesische Tageszeitung Daily Star beschäftigt sich mit dem Irak: Die Falken in der Bush-Regierung werden die Festnahme als Bestätigung ihrer Strategie betrachten. Die moderateren Stimmen aus Washington werden sich in ihrer Meinung bestärkt sehen, dass die USA ihre neue Position der Stärke nutzen sollten, um die Beziehungen zu ihren Alliierten und zu den Nachbarländern des Iraks wiederaufzubauen. Diese Stimmen sollten unbedingt durch konkrete Vorschläge aus unserem Teil der Welt unterstützt werden.
Übersetzungen: Middle East Media Research Institute (Memri), Berlin