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arabiata: clubbing in jordanien von BJÖRN BLASCHKE

Vor den Stadttoren von Amman, im schönen Städtchen Fuhaiz, endet das Mittelmeer; in Amman beginnt die Golf-Region. Für Orientalisten und Geografen ist das sicher eine gewagte These, die es zu begründen gilt. Wohlan: In Fuhaiz, das rund dreißig Kilometer von Amman entfernt ist, findet man verwinkelte Gassen, mit Kunstgalerien, in denen Maler ihre Werke ausstellen und verkaufen. Oder kleine, schnuckelige Restaurants, die untergebracht sind in Häusern aus dem vorletzten Jahrhundert. Mit Innenhöfen, in denen Brunnen plätschern und Rankpflanzen ihrer Bestimmung folgen, während leckerste Speisen zusammen mit Anisschnäpsen, Wein oder Bier in jauchzenden Mündern enden. Kurz: Fuhaiz ist ein Ort, in dem die Menschen gleichermaßen ihre Freizeit so gestalten, wie man es aus der Mittelmeerregion kennt.

In Amman gibt es auch Galerien und Lokale. Aber viele gute Bars und Restaurants sind nicht an schönen Plätzen mit wuchernden Pflanzen und rauschenden Springbrunnen untergebracht, sondern in Hotels. Und das ist etwas, das die Ammänner und -frauen den Golfarabern abgeguckt haben.

Ohnehin ist der Drang zur „geschlossenen Gesellschaft“ in Amman groß. Wer es sich leisten kann, verbringt die Freizeit in einem Club, denn die Clubs bieten ihren Mitgliedern Kinder- und vor allem Erwachsenenspielplätze wie Swimmingpools, Tenniscourts, modernste Bodybuilding-Zentren, Bars und Restaurants.

Ich habe mir auch verschiedene Clubs angesehen. Zuerst war ich im „Royal Automobile Club“. Aber da das königliche an dem Club vor allem die Höhe der Aufnahmegebühr ist – umgerechnet etwa 1.800 Euro – und meine sechsmonatige Tochter überzeugte Motorradfahrerin ist, nahm ich Abstand.

Den „Dunes-Club“ habe ich mir gar nicht erst angesehen. Er ist so teuer, dass ich lieber verschweige, wie teuer er ist. Die Aufnahme- und Mitgliedsgebühren sind hoch wie der Mount Everest. Jedenfalls höher als die meisten mir bekannten Dünen. Ja, der „Dunes-Club“ gilt als besonders exklusiv. Auch weil an seinem Pool schon mal Frauen im String-Tanga gesichtet wurden. Ich vermute sowieso, dass „Dunes-Club“ ein Deckname ist. Einzig Mitglieder, die Verschwiegenheit schwören müssen, erfahren, wie der Verein wirklich heißt. Und wenn sie den echten Namen verraten, werden sie bei lebendigem Leibe zu Kamelfutter verarbeitet. Ich habe es dennoch herausgefunden. Hinter „Dunes-“ verbirgt sich „Nudes-Club“!

Demnächst will ich dem örtlichen Golfclub beitreten. Er zählt zu den Dingen, die Amman nicht mit den Städten der Golfregion gemein hat. So paradox das klingen mag. In den Golfstaaten schlagen Golfspieler ihre Bälle auf saftig-grünen Plätzen, denn Geld für die Bewässerung des Rasens ist da wie Öl im Wüstensand. Im armen Amman dagegen muss man auf einem höchst sandigen Platz den Schläger schwingen. Damit die Golfspieler jedoch das Gefühl haben, auf Rasen zu spielen, erhalten Neumitglieder nach Unterzeichnung des Beitrittformulars ein höchst ökonomisches, 30 mal 30 Zentimeter großes Stück Kunstrasen.

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