angefragt: Seltsame Stadtbessermacher
Das Kerngeschäft ist für viele Medien nicht mehr so einträglich wie einst. Deshalb organisieren sie regelmäßig Veranstaltungen, um neue Leser zu gewinnen. Das ist legitim, die taz macht das auch.Das von der lokalen Zeit gemeinsam mit der Körber-Stiftung initiierte Projekt „Hamburg besser machen“, bei dem „in über 30 Kneipen“ im „Dialog“ mit den Bürger*innen „zukunftsweisende Ideen für ein noch lebenswerteres Hamburg“ entwickelt werden sollen, wirft dann aber doch Fragen auf.
Die eine lautet, ob ein Medienhaus hier nicht die Grenze zum Stadtmarketing überschreitet. Die andere stellt sich beim Blick auf eine Anzeige in der Zeit. Hier sind auch die Logos der Vonovia und der HSH Nordbank zu finden. Sie firmieren als „Partner“ der Aktion. Die Vonovia ist derzeit die größte Vermieterin Deutschlands. Die Linke im Bundestag bezeichnete sie als „Haupttreiber des Mietenwahnsinns“.
Dass auch die HSH Nordbank als Sponsor ein paar Euro für die gute Sache springen lässt, treibt einem Tränen der Rührung in die Augen. Soll wohl eine Art Wiedergutmachung für die Rettung durch den Steuerzahler sein. Dass der Ex-Saftladen kurz nach seiner Privatisierung fidel genug ist, um sich als potenzieller Stadtbessermacher in Szene zu setzen, spricht für ein gesundes Selbstbewusstsein.
Die Geldgeber seien „an der inhaltlichen Ausgestaltung der Aktion nicht beteiligt“, betont der Verlag. Grenzwertig ist die Zusammenarbeit dennoch. Gäbe es in Hamburg wirklich keine Unternehmen, die als Sponsoren besser zur Zeit passen? René Martens
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