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american pie„Gucci ist irre“

BASKETBALL Warum die Fans der New Orleans Pelicans gar nicht mehr aus dem Feiern herauskommen

Wer es noch nicht wusste, der erfuhr es an diesem Wochenende in New Orleans: Russell Westbrook kennt sich aus. Zumindest mit Mode. „Wisst ihr was?“, belehrte der Star der Oklahoma City Thunder die Reporter. „Die Fashion Week war großartig. Habt ihr das mitgekriegt? Es gab haufenweise großartige Sachen zu sehen. Tolle Kollektionen.“ Das Problem nur: Das wollte eigentlich niemand wissen. Gefragt worden war Westbrook, wie er damit umgehe, dass er hier beim NBA-Allstar-Wochenende seinem ehemaligen Mannschaftskollegen und derzeitigem Lieblingsfeind Kevin Durant ständig über den Weg zu laufen drohe, ja sogar zusammen mit ihm in einer Mannschaft, nämlich der der Allstars der Western Conference, spielen müsse. Als jemand noch einmal nachfragte, erfuhr die geneigte Öffentlichkeit aber nur weitere modische Details: „Was ist noch neu? Gucci. Das neue Zeug von Gucci ist irre.“

Fast so irre wie die Berichterstattung vom alljährlichen Schaulaufen der NBA. Wieder mal waren die besten 24 Profis der Liga eingeladen, wieder mal lieferten sie sich ein Spiel mit hohem Unterhaltungswert, aber ohne jeden Wettbewerbscharakter, wieder mal war die Presse verzweifelt bemüht, dem Trainingsspielchen irgendeinen Nachrichtenwert abzugewinnen. Der Höhepunkt der Veranstaltung kam nach allgemeiner Einschätzung bereits im ersten Viertel: Da servierte Kevin Durant einen butterweichen Lob auf Ringniveau, Russell Westbrook stieg in die Luft, fing den Ball und hämmerte ihn per Dunk in den Korb.

Die kurze Interaktion der beiden Superstars wurde auf der Bank so ausgelassen gefeiert wie die Abwahl von Donald Trump. Und die Experten ergingen sich in psychologischen Analysen, ob Westbrook und Durant mit einem gelungenen Anspiel nun ihre Dauerfehde beendet hätten, die schwelt, seit Durant im Sommer Oklahoma verließ, um sich den Golden State Warriors anzuschließen. Allerdings: Ob es diese Fehde überhaupt gibt, ist umstritten. Von den Beteiligten ist jedenfalls nichts darüber zu hören. Durant lächelt alle Fragen weg, Westbrook redet über Mode.

Der Ausgang des Spiels selbst spielte eine untergeordnete Rolle. Es gab jede Menge Dunks und Alley-Oops, wenig Verteidigung und viele Kunststücke zu bestaunen. Am Ende hatten die Allstars aus der Western Conference sage und schreibe 192:182 gegen die der Eastern Conference gewonnen. Anthony Davis allein erzielte 52 Punkte und wurde zum MVP gewählt. Dass der Star der Heimmannschaft, der Center der New Orleans Pelicans zum wertvollsten Spieler der Begegnung gekürt wurde, war ein perfekter Abschluss für die Show – und wurde vom Publikum entsprechend gefeiert.

Die Fans in New Orleans kamen aus dem Feiern gar nicht mehr raus, denn am Tag danach wurde bekannt, dass die Pelicans sich in einem Tauschgeschäft die Dienste von DeMarcus Cousins sichern konnten. Der ist ebenfalls ein Allstar, kommt von den Sacramento Kings und soll zusammen mit Davis nun die Liga aufmischen. Den 23-jährigen Davis halten viele jetzt schon für den besten Basketballspieler dieses Planeten, der auch erst 26-jährige Cousins gilt als kaum weniger talentiert. Beide spielten allerdings bisher in dermaßen erbärmlichen Mannschaften, dass ihre sportliche Brillanz kaum zur Kenntnis genommen wurde. Das soll sich nun ändern, gut vermarktbar sind die beiden auf jeden Fall: Sowohl Davis („The Brow“) als auch Cousins („Boogie“) tragen bereits schicke Spitznamen. Und sportlich hoffen die Pelicans natürlich, dass sie mit ihren beiden Superstars nun zu einem Durchmarsch ansetzen können.

Ein Milchmädchenrechnung, meinen viele. Erstens spielen Cousins und Davis, beide 2,11 Meter groß, nahezu dieselbe Position und könnten sich unter dem Korb öfter mal auf den Füßen herumstehen. Und zweitens ist Cousins ein schwieriger Charakter, der sich regelmäßig mit Schiedsrichtern, Trainern, Managern und Mitspielern anlegt. Allein in dieser Saison hat er schon 19 technische Fouls gesammelt, eine Statistik, die er mit großem Abstand anführt. Das NBA-Allstar-Wochenende mag vorbei sein, in New Orleans aber geht die Show weiter. Thomas Winkler

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