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Archiv-Artikel

american pie Jordanesker König

LeBron James von den Cleveland Cavaliers ist erst 22 Jahre alt und könnte bald schon Herrscher der NBA werden. Es sei denn, San Antonio gewinnt die Finalserie

Als es vollbracht war, sprach der König: „Das ist der erste Schritt zu wahrer Größe.“ Solches Pathos gehört wohl zur Grundausstattung, wenn man, obwohl man nicht Elvis Presley heißt, trotzdem „The King“ gerufen wird. Dabei hat LeBron James zwar keinen Nummer-eins-Hit und nicht einmal eine Schwäche für Erdnussbutter-Sandwiches, aber immerhin die Cleveland Cavaliers zum ersten Mal in die Endspiele der NBA geführt.

Es war eine sportliche Sensation, denn zum größten Erfolg ihrer Geschichte hatten die Cavaliers im Halbfinale den scheinbar übermächtigen Favoriten aus Detroit aus dem Weg räumen müssen. Cleveland gewann die Serie mit 4:2 Siegen, obwohl die ersten beiden Partien verloren gegangen waren. Zum Abschluss gab es einen 98:82-Erfolg in Cleveland, aber das entscheidende Spiel war bereits das fünfte: In einem dramatischen Match, das zwei Mal in die Verlängerung ging, sammelte James 48 Punkte, neun Rebounds und gab sieben Korbvorlagen. Die letzten 25 Punkte seines Teams gingen allesamt auf sein Konto, und da war klar: James, obwohl gerade einmal 22 Jahre jung, war fest entschlossen, diese Serie für sich zu entscheiden.

Nach dieser Leistung ließ sich selbst der ehemalige Herrscher zu einem Lob herab. „Einen großen Schritt“ hätte LeBron James da getan, ließ Michael Jordan verlauten. Mit dem wird James bereits seit der Highschool verglichen. Auch in der NBA verliefen die Karrieren der beiden parallel: James glänzte wie der junge Jordan mit überragenden Leistungen in einer erbärmlichen Mannschaft. Und auch Jordan musste sich an einem damals dominierenden Team aus Detroit abarbeiten, brauchte allerdings länger, um die Pistons aus dem Weg zu räumen. Viermal hintereinander scheiterte Jordan in den Play-offs an Detroit, bevor er 1991 die damals für ihre harte Gangart berüchtigten „Bad Boys“ endlich besiegen und mit den Chicago Bulls die erste von sechs Meisterschaften einfahren konnte.

Trotzdem mochte Jordan es sich nicht verkneifen, den Jungstar doch noch einmal auf die Plätze zu verweisen. Mit Blick auf die morgen in San Antonio beginnenden Endspiele gegen die Spurs wies Jordan seinen Nachfolger an, solche Leistungen „nicht ein oder zwei Spiele lang, sondern ständig“ zu bringen. Tatsächlich wird die endgültige Krönung erst erfolgen können, wenn James seinen ersten Titel einfährt. Dagegen allerdings haben die dreimaligen Titelträger aus San Antonio etwas, denen die Experten nach einem überzeugenden Halbfinalauftritt gegen die Utah Jazz einen Spaziergang vorhersagen. Vor allem eine ausgeglichenere Besetzung um Tim Duncan, Tony Parker und Manu Ginobili, dazu noch die ungleich größere Erfahrung sprechen für die Spurs. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit gibt LeBron James und den Cavaliers indes allen Grund zur Hoffnung: Die beiden Begegnungen in der regulären Saison gewann Cleveland. THOMAS WINKLER