american pie: Brett Favre droht das Ende seiner Rekordjagd
Klingt hip, tut weh
Einen Tennisarm kennt jedes Kind. Das war Anfang der Neunziger zumindest so, als Tennis noch populär war. Heutzutage heißt die Verletzung am Ellbogen allerdings Golfarm. Das klingt hipper, tut aber genauso weh. Demnächst könnte die Entzündung des Sehnengewebes am Ellenbogen auch Quaterbackarm heißen. Denn neuerdings leidet auch Brett Favre, Spielmacher der Green Bay Packers, an einem Tennisarm.
Der 30-Jährige ist einer, der das Ei so weit schmeißt, dass der kranke Ellbogen keine Rücksicht mehr auf seinen volkstümlichen Namen nimmt, sondern im Football hinterhältig den nächsten Sport heimsucht. „Es ist ein Tennisarm, der mich bei jedem Wurf behindert und der sich jederzeit entzünden kann“, simplifiziert Favre das Gebrechen für sein Publikum. Seinem Rekord, von 125 Pflichtspielen in Folge keines verpasst zu haben, wird er möglicherweise kein weiteres Match hinzufügen können. „Wir müssen von Woche zu Woche neu entscheiden“, gibt sich Favre abwartend. Nach seinem Ausfall im Test-spiel gegen die Denver Broncos, hofft der dreimalige wertvollste Spieler der Liga (MVP) zum Saisonstart am 3. September gegen die New York Jets auflaufen zu können.
Ironie der Krankengeschichte: Vermutlich hat sich Favre seinen Quarterbackarm gar nicht beim Football, sondern beim Golf geholt, das er als Hobby angibt. So droht den Green Bay Packers eine schwere Saison, schließlich war Favre mit 110 Touchdown-Pässen in den letzten drei Jahren der mit Abstand erfolgreichste Spielmacher der NFL: Am Sonntag gab es ohne ihn eine 20:26-Niederlage im Vorbereitungsspiel gegen die Broncos aus Denver.
Andere Preseason-Sorgen quälen den amtierenden Meister aus St.Louis. Auch die Rams drohten wie viele Super-Bowl-Gewinner auseinander zu brechen, weil die besten Spieler von anderen Klubs geködert werden. Immerhin konnte man Star-Wide-Receiver Isaac Bruce für weitere sechs Jahre verpflichten. Dazu mußte Rams-Besitzerin Georgia Frontiere 40 Millionen Dollar für die nächsten sechs Jahre locker machen.
Trotzdem sind entscheidende Spieler gegangen und prompt gab es am Montagabend bei der Super-Bowl-Revanche gegen die Tennessee Titans in Nashville eine 3:30-Niederlage. Die personellen Veränderungen wollte der neue Coach Mike Martz aber nicht als Entschuldigung gelten lassen: „Ich habe die Jungs nicht gut genug darauf vorbereitet, was sie heute hier erwartet hat. Tennessee war heiß auf die Revanche.“
Die Tennessee Titans, für die der Erfolg sieben Monate zu spät kommt, wurden von Coach Jeff Fisher wohl richtig motiviert. „Er sagte uns, dass wir uns als Kinder fühlen sollen, denen die Bonbons geklaut wurden und wir sie nie wieder finden würden“, erklärte All-Pro-Verteidiger Jevon Kearse. Die saure Ananas der Preseason haben sie sich mit diesem Sieg auf jeden Fall verdient. OKE GÖTTLICH
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