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american pieNeuer Basketballspaß dank alter Liga?

Mit Funk zurück zum Fan

The birds flew off with a fallout shelter

Die American Basketball Association meldet sich zurück. Eine Nachricht, die Nostalgiker ins Schwärmen geraten lässt. Ein rot, weiß und blau gestreifter Ball, der in ebenso atemberaubender Geschwindigkeit die Hände seiner Künstler wechselte, wie alle Beteiligten ihre Groupies. Kurze Hosen, lange Socken und Afros, hinter denen Medizinbälle versteckt werden konnten, waren ebenso Markenzeichen, wie kuriose Selbstdarsteller à la Maurice „Toothpick“ McHartley, der grundsätzlich mit Zahnstocher im Mund spielte, oder Marvin Barnes, der eigentlich nie zum Training kam, weil er mit seinem Rolls Royce lieber Kinder von der Straße zum Eisessen einlud. Julius Erving, Dr. J, startete seine Profikarriere in der ABA, ebenso wie „Iceman“ Gervin und andere Spieler, die die NBA später bereichern sollten.

Basketball mit Liebe zum Spiel, Hang zur Exzentrik und Spaß für die Fans. Basketball-Blaxploitation at its best. Es waren die Siebziger. Mit Funk zum Fun. Zumindest neun Jahre lang, von 1967 bis 1976. Dann waren revolutionäre Regeländerungen wie die Drei-Punkte-Regel, windige Manager, die eigentlich eine alternative Football-Liga gründen wollten, und attraktiver Basketball nicht mit den Regeln des Finanzmarktes vereinbar. 50 Millionen Dollar Verlust sollen in der Ligageschichte angefallen sein. Der nie gelungene Abschluss eines Fernsehvertrages mit einem überregionalen Sender und kaum mehr als 10.000 Zuschauer in den Arenen stoppten das bunte Kirmestreiben.

Genau das Richtige für Dennis Rodman also. Ab dem Winter 2000 wird er in der ABA 2000 für die Chicago Skyliners rebounden. Ernst genommen wird die neue Liga in den USA nicht. Als Renter-Pool bezeichnet, wird über die Draft-Picks der 10 Teams aus Anaheim, Chicago, Detroit, Indianapolis, Jacksonville, Kansas City, Long Island, Los Angeles, Memphis und Tampa Bay in Zeitungsberichten nur gelacht. Selbst wenn mit Dennis Rodman und Tim Hardaway (Chicago Skyliners), A.C. Green (L.A. Stars) und Dominique Wilkins (Anaheim Roadrunners) zwar alte, aber keineswegs uninteressante Spieler für die Liga gewonnen werden konnten. Hinzu kommt, das am ersten November die Meldungen für die Teams der NBA eingereicht sein werden und sich 60 weitere Spieler einen neuen Verein suchen müssen. Sicherheitshalber sorgt sich die NBA mit einem angestrengten Gerichtsverfahren, bei dem es um den Namen ABA geht, den die NBA okkupiert hat, schon mal um die Konkurrenz, die gar keine sein kann. Mit maximal zehn Spielern und einer Lohnobergrenze von 900.000 Dollar liegt die ABA 2000 weit hinter den wirtschaftlichen Möglichkeiten der großen NBA zurück.

Ein Grund für die ABA 2000, Basketball wieder besucherfreundlicher zu machen. Mit niedrigen Ticketpreisen sollen Fans guten Basketball abseits der Marketingmaschine NBA zu sehen bekommen. Neue Regeln, wie die „3-D-Regel“, die zum Full-Court-Pressing anregt, um bei der Eroberung des Balles in der gegnerischen Hälfte drei statt zwei Punkte zu verdienen, steigern die Attraktivität. Außerdem werden Spieler mit sechs Fouls nicht mehr vom Feld gestellt, sondern bei der nächsten Tätlichkeit mit einem technischen Foul bestraft. Neue Reize für profilierte Ex-Stars, wie Kareem Abdul-Jabbar, der L.A.’s Team trainieren will.

Die Tatsache, das ein Club bereits für einen Dollar erstanden werden konnte, lässt schöne Erinnerungen an die guten alten Tage erwachen, als „Manager schmieriger aussahen, als der Chevy-Autoverkäufer auf Kanal 47“, wie Henning Harnisch einmal an dieser Stelle die ABA beschrieb. Die Seele wird mit ihnen sein. OKE GÖTTLICH

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