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american pieDetlef Schrempf beendet seine NBA-Karriere

Konsonanten wie Kaugummi

they tried for a forward pass

Furchtlos und unspektakulär wie sein Spiel immer war, hat Detlef Schrempf am Montag seinen Rückzug aus der besten Basketballiga der Welt, der NBA, bekannt gegeben. Angefangen hat für den Profi-Basketballer der Portland Trail Blazers das Abenteuer Amerika in einer Stadt, die zwar nicht ganz mit den gesichtslosen urbanen Armenvierteln der USA zu vergleichen ist, aber dem Spieler Schrempf die Stärken mitgab, die ihn für seine Trainer bei den Dallas Mavericks, den Indiana Pacers und den Seattle SuperSonics unverzichtbar machten. Natürlich ist Leverkusen kein wirkliches Ghetto und schon gar nicht Amerika. Doch gerade in der Chemieprovinz konnte aus dem hageren, schlaksigen Schrempf einer werden, der in Amerika als Det Schrrääämmff from Germany hoch geachtet wurde.

Außer mit Sport oder ehrlicher Arbeit ist in Leverkusen noch nie einer über den Rhein hinausgekommen. Genau das waren die Leidenschaften des besten deutschen Basketballspielers überhaupt. Trainingsfleiß, Ehrgeiz und eine Fußball-Verletzung waren schuld, dass der damals 13-jährige lieber Körbe werfen statt bolzen wollte. Mitschüler belächelten ihn deshalb. Aber schnell merkte der talentierte Junge, dass es draußen etwas gibt, das ihm mehr bedeuten könnte als die Wilhelm-Dopatka-Halle.

1980 ging Schrempf an die Highschool nach Washington und führte das ortsansässige Basketballteam direkt in die Landesfinals. Bei den Washington Huskies wurde er auf bald jeder Position aufgestellt, was ihm später seinen Ruf als wohl bester All-Rounder der NBA einbrachte. Dreimal wurde er ins All-Star-Team gewählt. Von 1989 bis 1999 warf er durchschnittlich nie unter 15 Punkten, war zweimal wertvollster sechster Spieler der Liga und wurde in den USA als Larry-Bird-Nachfolger gefeiert. Nur Champion ist er in 15 NBA-Jahren nie geworden.

Als steifer, verschüchterter Rheinländer kam er nach Amerika und erarbeitete sich trotz aller Vorbehalte den Spitznamen „Det the Threat“. Strategisch, kühl und unbeugsam als Abwehrakteur erspielte er sich als einer der ersten Ausländer großen Respekt auf der US-Schausportbühne und wuchs mit ihr. Interviews wurden freundlicher und der Mann mit der Zeit lockerer. Immer stärker dehnten sich bei ihm die Konsonanten wie Kaugummi. Amerika eben. Gemeinsam mit seiner Frau Mary und seinen zwei Söhnen hat er eine Stiftung für Kinder ins Leben gerufen. „Ich bin nie zufrieden gewesen, einfach nur da zu sein“, sagt der heute 37-Jährige.

Hier zu Lande haben viele Jugendliche mit Schrempf als bestem Sportler seines Faches in der Verbindung zwischen HipHop, Streetball und der spektakulären NBA eine sportliche Identifikation gefunden. Schrempf hat den Kids gezeigt, dass selbst die NBA keine geschlossene Gesellschaft ist und dass Träume abseits festgefahrener Rollenverteilungen möglich sind. OKE GÖTTLICH

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