american pie: NBA: Dicke Luft zwischen Kobe und Shaq
Hahnenkämpfe im Laker-Land
Because fire is the devils only friend
Zuletzt sah sich sogar Magic Johnson, Vizepräsident der Los Angeles Lakers, bemüßigt, ein paar ernste Worte an die Streithähne zu richten. „Ich sagte ihnen, dass es darum geht, rauszugehen, zusammen zu spielen und zu gewinnen“, berichtete er über seine Gespräche mit Kobe Bryant und Shaquille O’Neal, den beiden grundverschiedenen Superstars des aktuellen Teams. „Ich glaube, die Botschaft ist angekommen“, war der einstige Dreh- und Angelpunkt des großen Lakers-Teams der Achtziger überzeugt. Doch so sicher sollte er da nicht sein. Kobe Bryants Version der Unterredung lautete nämlich folgendermaßen: „Er sagte, spiel nur weiter so und hab Spaß dabei.“ Genau das hatte Magic nicht gemeint.
Spaß hat Kobe Bryant vor allem dann, wenn er die Offensive der Lakers in die eigenen Hände nimmt, nach Herzenslust auf den Korb wirft und sein ganzes reichhaltiges Repertoire an basketballerischen Raffinessen vorführen kann. Kein NBA-Spieler hat mehr Würfe genommen in dieser Saison. Dass da für die Mitspieler nicht allzu viel übrig bleibt, ist klar. Dies missfällt besonders Shaquille O’Neal, dem übermächtigen Center, der die Lakers im letzten Jahr zur Meisterschaft führte, Topscorer der Liga war, zum besten Spieler der Saison gewählt wurde und zum besten Spieler des Finales. Die Lakers sind nach wie vor sein Team, findet Shaq. Dass Bryant in dieser Saison schon fast 200 Wurfversuche mehr hat als er, empfindet er als Majestätsbeleidigung.
Der fröhlich-unbekümmerte Kobe Bryant hat auch dafür eine Lösung parat. „Das ist ein anderer Klub, ein anderes Jahr, Dinge entwickeln sich“, findet der 22-Jährige und schulmeistert: „Alles was wir von Shaq wollen, ist solide Defense.“ Mit der Offensive sei alles in Ordnung. Logisch, die hat ja Kobe im Griff. O’Neal ist von solchen Äußerungen derart verärgert, dass er Coach Phil Jackson kürzlich bat, ihn an einen anderen Verein abzugeben, was dieser aber nicht ernst nahm. Er habe Bryant zu Saisonbeginn gesagt, wenn er mit Shaq nicht zusammenspielen könne, müsse er eben gehen, verriet Jackson. Andererseits, so der Coach, „wollen wir Kobe keinen Sattel aufsetzen“. Phil Jackson braucht beide Stars und betrachtet die Querelen als „dumme Sandkastengeschichten“. Nichtsdestotrotz steht der Mann, der sogar Dennis Rodman bändigte, diesem „Jugendlichenzeug“ recht hilflos gegenüber.
Dass O’Neal und Bryant sich nicht ausstehen können, ist lange bekannt. „Wenn Shaq in einem Raum ist, dann ist Kobe garantiert im anderen“, formuliert es Exmitspieler Eddie Jones, jetzt bei Miami Heat. Bisher verstanden sie es aber, sich auf dem Spielfeld zu ergänzen. In dieser Saison scheint klar, dass Kobe mehr will, auch wenn er vehement bestreitet, dass er auf Teufel komm raus Topscorer und MVP der NBA werden will. Aber er weiß natürlich, dass er in nahezu jedem anderen NBA-Team trotz seiner Jugend der unumschränkte Leader wäre.
Genauso deutlich ist, dass weder der Streit noch der Einpersonenangriff Bryant den Lakers bekommt. Mit 12 Niederlagen haben sie drei weniger als in der gesamten letzten Saison, obwohl noch 47 Partien ausstehen, von den letzten fünf Heimspielen gingen vier verloren. Die Kontrahenten legen es darauf an, Kobe Bryant zu vielen Würfen zu verleiten, in den letzten beiden Partien der Lakers landeten von seinen 49 Versuchen nur 18 im Korb.
Kostenlosen Anschauungsunterricht in mannschaftsdienlichem Spiel bekamen die Lakers am letzten Samstag beim 103:111 bei den Utah Jazz, wo Karl Malone und John Stockton seit vielen Jahren friedlich koexistieren. Dass so etwas in Los Angeles möglich ist, wagt zumindest Penny Hardaway, einst in Orlando Teamgefährte von Shaq, zu bezweifeln. „Entweder Shaq muss etwas aufgeben oder Kobe muss etwas aufgeben.“ Beides scheint im Moment ziemlich ausgeschlossen.
MATTI LIESKE
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