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american pieFootball-Liga XFL stürzt ab

Rabauken im Quotenkeller

but she just smiled and turned away

Sie wollten die Welt aus den Angeln heben und für immer ihre Spuren auf dem amerikanischen Sportplaneten hinterlassen. „Die XFL wird auf ewig verändern, wie Sport gesehen, übertragen und beworben wird“, sagten sie. Und über die Konkurrenz machten sie sich lustig. „Die NFL hat aus Football verdammtes Tennis gemacht“, so erklangen die Schmährufe. Richtige Männer müssten her, die zum Äußersten bereit sind, sich furchtlos in des Gegners Körper schrauben und nicht davor zurückschrecken, die Knochen nach einem fiesen Tackling einzeln aufzulesen. Die NFL: verweichlichte Memmen. Sie: taffe Brutalos.

Nach einem guten Start der Footballrabauken sind die Protagonisten der Liga leise geworden. Katastrophale TV-Quoten machten aus Großmäulern Bedenkenträger. Womöglich steht die erst vor wenigen Wochen gegründete XFL vor dem Aus. Fernsehsender NBC möchte die Liga lieber heute als morgen aus dem Samstagabendprogramm kicken. Die Quoten zur besten Primetime sind so hundsmiserabel schlecht, dass die Konkurrenz von ABC und CBS sich die Hände reibt angesichts der Bruchlandung. Zuletzt gelang NBC sogar das Kunststück, das Rekordquotentief für den Samstagabend neu auszuloten.

Die Anstalt hat einen Vertrag mit zweijähriger Laufzeit in der Schublade. Hält 50 Prozent an der XFL. Hat 100 Millionen Dollar in das Unternehmen mit den acht Teams gepumpt. Am vergangenen Wochenende zog NBC-Sportchef Dick Ebersol die Reißleine, nachdem nur 2,2 Millionen Amerikaner das Spiel der Las Vegas Outlaws gegen die L. A. Xtreme gucken wollten und lieber zum College-Basketball zappten. Die Quoten müssten einen deutlichen Aufschwung nehmen, sagt Ebersol, sonst ist’s vorbei mit dem NBC-Engagement beim Sprössling des Wrestling-Verbands WWF. Ende April, nach den Playoff-Spielen, soll neu beraten werden. Doch es scheint bereits abgemachte Sache zu sein, dass NBC mit einem Verlust von 45 Millionen Dollar aussteigt.

Zu viele Fehler werden XFL-Boss Vince McMahon angelastet. Das Konzept, unbekannte oder abgehalfterte Spieler auflaufen zu lassen, sei gescheitert. „Wir glaubten, wir könnten Stars aus ihnen machen“, sagt Ebersol. McMahon hofft nun inbrünstig, NBC stehe der Liga bei. Doch er ahnt bereits: „Ein Geschäft muss für beide Partner laufen. Wir zeigen bestimmt nicht mit dem Finger auf sie, wenn sie austeigen.“ Sollte das passieren, muss ein neuer TV-Partner her. Denn „wenn es den nicht gibt, gibt es auch keine Liga“, so McMahon. Was also von der XFL bleiben wird? Vielleicht die Helmkamera des Quarterbacks und die in der Umkleide. Mehr wohl nicht.

MARKUS VÖLKER

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