american pie: Sacramento wirft Dallas aus den NBA-Play-offs
Reif für den großen Coup?
Dass die Sacramento Kings den attraktivsten Basketball der NBA spielen, ist seit langem bekannt. Neu ist, dass sie in diesem Jahr offensichtlich eine Formel gefunden haben, um auch in der entscheidenden Phase der Meisterschaft erfolgreich zu sein. Mit einem 114:101 entschieden sie am Montag die Serie gegen die Dallas Mavericks mit 4:1 für sich und erreichten erstmals seit 1981 wieder das Finale der Western Conference. Gegner werden dort die Los Angeles Lakers oder die San Antonio Spurs sein.
Die Lakers waren in den letzten beiden Jahren jeweils Endstation für Sacramento, vor allem weil es die Kings nicht schafften, auswärts ähnlich stark zu spielen wie in eigener Halle, und jeweils die entscheidende Partie in Los Angeles verloren. Hier sorgten sie diesmal für Abhilfe, indem sie sich als bestes Team der regulären Saison den Heimvorteil bis ins Finale sicherten. Zudem stellten sie mit ihren zwei Siegen in Dallas klar, dass sie inzwischen auch in fremder Halle gewinnen können.
Mit den Mavericks trafen sie auf einen Kontrahenten, der praktisch ihrem Modell nachgebaut wurde und den gleichen rasanten Stil bevorzugt. Die fünf Partien hielten alles, was man sich vom Duell der beiden besten Offensivmannschaften erhoffen konnte. Gewonnen hat erwartungsgemäß das Team mit der besseren Defense. „Ihre Abwehrspieler sind schwach“, urteilt Sacramentos Bobby Jackson, was Del Harris, Verteidigungskoordinator der Mavericks, nur bestätigen konnte: Allein in Spiel drei zählte er 72 Fehler in der Abwehr.
Dabei verkrafteten die Kings, die in der Serie den stolzen Punkteschnitt von 112,8 erreichte, sogar den Ausfall ihres besten Werfers Peja Stojakovic ab Spiel drei. Während bei den Mavericks die drei Stars Dirk Nowitzki, Steve Nash und Michael Finley fast die ganze Offensivlast trugen, schwangen sich bei den Kaliforniern auch Randfiguren wie Bobby Jackson, Doug Christie, Scot Pollard oder Hidayet Türkoglu zu Matchwinnern auf. Wichtigster Faktor war jedoch die Überlegenheit unter dem Korb, wo Chris Webber und Vlade Divac dominierten und vor allem Nowitzki in Schach hielten. Dem Deutschen gelang nur ein einziges überzeugendes Spiel, jenes am Montag mit 32 Punkten und 12 Rebounds.
„Schlagt L.A.“, riefen die Zuschauer in Sacramentos Arco Arena schon im dritten Viertel, tatsächlich scheint die Mannschaft nun reif für einen solchen Triumph. Zumal die Lakers in den ersten vier Spielen gegen San Antonio alles andere als überzeugend wirkten und nur dank ihrer Abgezocktheit drei knappe Siege landen konnten. Dabei stand das Team der Sacramento Kings nach der letzten Saison, als der Weggang von Chris Webber sicher schien, noch vor dem Zerfall. Doch der Superstar überlegte es sich überraschenderweise anders. „Wir sind dran geblieben“, freut er sich jetzt, „das wird mir im Gedächtnis bleiben.“
Der wichtigste Schachzug war jedoch einer, der zunächst in Sacramento für Entsetzen gesorgt hatte. Jason Williams, der spektakuläre Spielmacher und Publikumsliebling, musste zu den Memphis Grizzlies, dafür kam der nüchterne Mike Bibby. Wurde Williams wegen seiner Unberechenbarkeit in hektischen Schlussphasen von Coach Rick Adelman oft auf die Bank verbannt, ist Bibby gerade in diesen Phasen phänomenal. Seine Fähigkeit, fast immer das Richtige zu tun, gemahnt an Jason Kidd und gibt den Kings eine Stabilität, die sie zuvor nie besaßen. „Ein Coach auf dem Platz, der das Team führt, offene Würfe trifft und Assists verteilt. Ein wahrer Point Guard“, preist Vlade Divac den 24-Jährigen.
Grund genug, um diesmal an den großen Wurf zu glauben. „Wir haben noch mehr Ziele“, verspricht Rick Adelman.
MATTI LIESKE
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