american pie: Dirk Nowitzki darf doch zur Basketball-WM
Dallas-Boss lässt sich erweichen
Nun ist es also raus: Mark Cuban will bloß geliebt werden. Die harsche Weigerung des Besitzers der Dallas Mavericks, seine Basketballer für die Ende August in Indianapolis beginnende Weltmeisterschaft freizustellen, ist zumindest im Falle Dirk Nowitzki gebröckelt. Er unterstütze jetzt die Teilnahme des deutschen NBA-Stars, zeigte sich Cuban besänftigt, nachdem der Deutsche Basketball-Bund (DBB) ein neues Versicherungskonzept vorgelegt hatte. Der Freibrief gelte jedoch nicht für die anderen Dallas-Spieler, vor allem den Kanadier Steve Nash und die beiden für das US-Team nominierten Spieler Michael Finley und Raef LaFrentz.
„Ich trage immer noch ein großes Risiko, aber Deutschland kümmert sich, Dirk kümmert sich“, zeigte sich Mark Cuban angetan von den Anstrengungen des DBB und fügte hinzu: „USA-Basketball und die NBA tun das nicht.“ Die Kalkulationen, mit denen der exzentrische Internet-Milliardär, bisher nie als Pfennigfuchser aufgefallen, gegen die WM-Teilnahme seiner Leute zu Felde gezogen war, hatten gleich ein bisschen seltsam angemutet. Die plötzliche Attacke gegen eine Versicherungsregelung, nach der schon seit zehn Jahren NBA-Stars bei WM und Olympia teilnehmen, deutete eher darauf hin, dass der 43-Jährige seiner Fehde mit der NBA-Spitze neuen Auftrieb verleihen wollte.
Wobei er in der Sache gar nicht so Unrecht hat. Erst nach 41 NBA-Spielen, gut die Hälfte der Saison, tritt die Versicherung in Kraft, wenn sich ein Spieler im Nationalteam verletzt hat. Bei Leuten mit einem Jahreslohn von rund zehn Millionen Dollar ergibt das ein gehöriges Sümmchen. Nowitzkis Versicherung greift jetzt schon nach zehn Partien.
Außerdem, so Cuban, könne es langwierigere Verletzungen geben, ein weiteres Problem sei die Luxussteuer, die NBA-Teams bei zu hoher Gesamt-Gehaltssumme zahlen. „Wenn im Extremfall alle vier verletzt werden“, machte Cuban eine Maximalrechnung für Nowitzki, Finley, LaFrentz und Nash auf, „müsste ich nicht nur ihr Gehalt in diesem Jahr und künftigen Jahren zahlen, sondern auch die Luxussteuer für dieses Jahr und künftige Jahre. Und die Gehälter der Spieler, die sie ersetzen, und die Luxussteuer für deren Gehälter.“ Er wisse, dass auch andere Teambesitzer unzufrieden seien, tat er kund, aber natürlich war es kein Zufall, dass Cuban vorpreschte.
Seit er das Team für 280 Millionen Dollar erwarb, ist Mark Cuban mit Leib und Seele Maverick. Von seinem Platz hinter der Spielerbank bejubelt er Punkte und Siege, beschimpft die Schiedsrichter wie der wüsteste aller Fans, und dass er noch nicht aufs Spielfeld gestürmt ist, um sich persönlich einen Rebound zu schnappen, darf als reinstes Wunder gelten. Nie hat er einen Hehl daraus gemacht, dass er die Führung der Liga für einen Haufen Dilettanten hält. Die Chefs der Schiedsrichterkommission würde er nicht mal eine Eisdiele führen lassen, sagte er mal, für solche Äußerungen musste er schon mehr als eine Million Dollar Strafe an die NBA zahlen.
Auch in diesem Fall war die Reaktion harsch. Wenn Cuban die Liga nicht passe, so NBA-Vizepräsident Russ Granik, solle er sich halt eine andere suchen. „Ich hoffe, dass sich kühlere Köpfe in der NBA durchsetzen“, konterte Cuban, der aber inzwischen einsieht, dass er gar kein Recht hat, die Spieler an der WM-Teilnahme zu hindern. „Ich kann sie nicht mal bitten, nicht zu spielen, aber ich kann meine Gefühle öffentlich machen.“ Und hoffen, dass die Spieler darauf Rücksicht nehmen.
Steve Nash scheint entschlossen, für Kanada zu spielen, bei Finley und LaFrentz könnte es anders aussehen. Für diese steht aber möglicherweise prominenter Ersatz bereit. Der neueste Plan des US-Verbandes ist es nämlich, Michael Jordan zu überreden. Sollte sich dieser entscheiden, so die Theorie, nächste Saison nicht mehr bei den Washington Wizards zu spielen, könnten WM und Olympia 2004 in Athen einen würdigen Abschluss seiner Karriere bilden. MATTI LIESKE
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