alkoholhaltiges moorwasser mit ahornsirup von RALF SOTSCHECK :
Verwenden Sie die Worte „Uisce Beatha Eirannach“ künftig nicht unbedacht! Das hatten Sie gar nicht vor? Gut so, denn sonst würden Sie es mit der Europäischen Kommission zu tun bekommen. Die will den Begriff nämlich schützen. Er ist Gälisch und bedeutet: „Lebenswasser Irlands“, was nichts anderes als Whiskey ist. Das hat den Neid der Schotten ausgelöst, die ja die Erfindung des braunen Hochprozentigen für sich beanspruchen. „Uisge Beatha Albannach“, das „Lebenswasser Schottlands“, soll gefälligst auch geschützt werden, forderte Rob Gibson von der Scottish National Party. Und zwar sofort.
Nun sind beides nicht unbedingt Begriffe wie Parmaschinken, Camembert oder Champagner, mit denen Schindluder getrieben wird. Jedenfalls sind bisher keine Fälle bekannt geworden, in denen ausländische Brenner „Uisge Beatha Albannach“ auf ihre Flaschen schrieben, denn die fremdsprachlich minderbemittelte Kundschaft würde nicht gleich auf schottischen Whisky, den man ohne „e“ schreibt, schließen.
Gibson sollte sich lieber um das Produkt an sich kümmern. In der neuesten Ausgabe der Whisky-Bibel von Jim Murray kommen nämlich die billigen Supermarktwhiskys besser weg als so manche schottische Nobelmarke. Es fragt sich allerdings, wo die Supermärkte ihre Whiskys her haben. Eigene Brennereien besitzen sie nicht. Also beziehen sie das alkoholhaltige Moorwasser vermutlich von den berühmten Brennereien, die auf diese Weise das Billigsegment abdecken und für Snobs die teuren Flaschen bereithalten, bei denen man für den Namen zahlt.
Tescos zwölf Jahre alter „Speyside“-Whisky zum Beispiel sei besser als der ebenso alte, aber 15 Euro teurere Whisky der berühmten Brennerei Glenlivet. Er wäre noch besser, sagt Murray, wenn er nicht eine so unnatürliche Farbe hätte. Doch selbst die meisten Single Malts, für die man exorbitante Summen hinblättern muss, erhalten ihre satte braune Farbe nicht von den alten Sherryfässern, in denen sie gelagert werden, sondern vom Farbstoff, der in sie hineingekippt wird.
Das Gesöff der Supermarktkette Waitrose beurteilt Murray als „brummschädliges, gnadenloses Torfstück mit wunderbar salziger Tiefe“. Ist das jetzt ein Kompliment, oder ist der Mann beim Trinken ausgerutscht und hat sich den Kopf gestoßen? Ich weiß aber, was er meint, denn man schenkte mir einmal einen „Laphroig“, der so schmeckte, als beiße man in eine Torfsode. Der „Speyside“ von Asda kam ebenfalls schlecht weg: „Manche Fässer haben zu dicht an einem Blumentopf gestanden“, urteilt Murray, der 3.600 Whiskys und Whiskeys in seiner Bibel abhandelt.
Nicht enthalten ist „Amber“ der Traditionsmarke Macallan. „Amber“ ist für den US-amerikanischen Markt mit Ahornsirup und Pecannüssen versetzt, damit er weiblichen Yankeegaumen schmeichelt. Um Frauen zum Griff zur Flasche zu animieren, haben sie das Zeug in eine Art Parfümflacons abgefüllt. „Ein Koch könnte wundervolle Dinge damit anstellen, zum Beispiel Shrimps und Schinken darin garen“, sagte der Manager eines Bostoner Schnapsladens. „Amber“ sei eine Einstiegsdroge. Danach sind die Junkies reif für gebackene Torfsode.