adidas am reichstag : Senat lernt regieren
Eigentlich hätte man das Schlimmste befürchten müssen. Nachdem sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer kategorisch gegen den Schlossplatz als Standort der Adidas-WM-Arena ausgesprochen hatte, wäre es dem Senat zuzutrauen gewesen, einen Ausweichort aus dem Hut zu zaubern, der mit WM wenig, mit provinziellem Berliner Denken aber umso mehr zu tun gehabt hätte. Das zentrale Festgelände in Reinickendorf etwa oder den Steglitzer Kreisel.
Kommentar von UWE RADA
Immerhin hatte die rot-rote Koalition bereits bei der Diskussion um die zentrale Fan-Meile durchblicken lassen, dass Verkehrsinteressen im Zweifel vor dem Imagegewinn für die Hauptstadt gehen. Obwohl sich die Mehrzahl der Berliner für die Straße des 17. Juni aussprach, schaltete Berlins Regierender Klaus Wowereit auf stur. Staugefahr, das war alles, was ihm dazu einfiel.
Offenbar aber hat der Senat aus dieser Erfahrung gelernt. Nicht in Reinickendorf oder Steglitz soll die Adidas-Arena nun entstehen, sondern vor dem Reichstag. Eine prächtigere Kulisse für den Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach gibt es kaum. Darüber hinaus gilt der Reichstagsrasen immer noch als Kickerrasen – auch wenn das Bezirksamt Mitte dem inzwischen Einhalt geboten hat.
Der Widerstand aus dem eventgeplagten Mitte-Bezirk wundert deshalb nicht. Doch die WM, wird man auch da begreifen lernen, ist kein Deutsch-Französisches Volksfest, sondern ein Wirtschaftsfaktor für die sonst so klamme Stadt.
Man darf gespannt sein, ob das auch den folgenden Entscheidungen zugrunde liegt. Eine Fan-Meile auf dem 17. Juni wäre nach wie vor die beste Lösung. Vorausgesetzt, der Regierende Klaus Wowereit behält seine Offensivform bei.