piwik no script img

Zwischen den Stühlen Konservativ, polnisch – und schwul

Der frühere polnische Regierungsberater Tomasz Krawczyk im Gespräch über das Korsett Identitätspolitik.

Tomasz Krawczyk passt in kein Korsett. Leszek Holf

Politik und Diskurs in Polen haben in den vergangenen Jahren erheblich an Schärfe zugenommen. Das rechte Lager verschanzt sich in einer klerikal-nationalistischen Wagenburg, von wo aus sowohl an einer substanziellen Änderung der Verfassung gearbeitet wird, als auch, etwa im Umgang mit queeren Personen, massivste identitätspolitische Geschütze aufgefahren werden.

STREAMING-INFOS

Wann: Mi. 31.03.21, 19 Uhr

Wo: youtu.be/N3Mw8eQu8ZE

Kontakt: taztalk@taz.de

Für Tomasz Krawczyk stellt sich diese Situation besonders bitter dar: Er ist überzeugter Konservativer, dem Tradition und Gemeinschaft viel bedeuten. Der identitätspolitischen Rolle rückwärts der polnischen Rechten kann er zunehmend weniger abgewinnen: das nationalistische Getöse ist ihm fremd, der Umgang mit dem Holocaust entsetzt ihn. Ganz persönlich trifft ihn der zunehmende Druck auf queere Menschen: aus der Politik wie aus der Mitte der Gesellschaft. Denn Krawczyk ist konservativ und schwul – und findet das gut so.

Wir sprechen mit ihm über die Konflikte, die sich für ihn aus seiner Biografie ergeben haben. Und es wird um die Gefahr gehen, die sich daraus ergibt, dass politische Lager sich immer stärker identitätspolitisch verfestigen: so entsteht ein Korsett, aus dem man nicht mehr so leicht herauskommt. Der innergesellschaftliche Diskurs wird immer schwieriger und Politik findet nur noch im Entweder-Oder-Modus statt. Gerade Menschen wie Krawczyk, die Ambiguität leben, können uns vielleicht Wege aus der identitätspolitischen Falle weisen.

Tomasz Krawczyk, 1986 in Rostock geboren, hat an der Universität Warschau Recht, Philosophie und Germanistik studiert. 2008 bis 2009 arbeitete er in der Kanzlei des damaligen Präsidenten Lech Kaczynski. Nach mehreren Stationen in Politik und Privatwirtschaft ernannte ihn der frisch gewählte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zum Sonderbeauftragten für deutsch-polnische Beziehungen. Nach fünf Monaten wurde er abrupt entlassen und arbeitet seitdem als Berater, unter anderem für den World Jewish Congress.

Moderation: Jan Feddersen und Clemens Schneider, Vorstand Initiative Queer Nations.

Anregungen und Fragen nehmen wir mit Freuden entgegen über taztalk@taz.de.

Ein taz Talk in Kooperation mit der Initiative Queer Nations.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

taz Talk – Konservativ, polnisch und schwul

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung