: Zwischen Ballhaus und Musikantenstadl
■ Der Altonaer Kultur-, Tanz- und Erlebnispark öffnet in Kürze seine Pforten Von Heike Haarhoff
Vor dem kollektiven Konsumtempel in der Großen Bergstraße 178 in Altona wird es kein Entrinnen geben. Da ist sich Christiane Fritz ziemlich sicher. Die Geschäftsführerin der Metropolis Gastronomie Betriebsgesellschaft hat mit so „vielen Leuten gesprochen“, daß sie jetzt ganz genau weiß, wonach sich des Volkes kommerzielle Freizeitseele insgeheim sehnt: Wenig aufwendige Bars und Kneipen, in denen das Bierchen noch bezahlbar ist, Pizza-Nudel-Chili-Restaurants für den Einheitsgourmet, Diskos für den zielgruppenorientierten Schmalspur-Musikgeschmack.
Davon ganz viel – nämlich rund 20 Einrichtungen auf einem Fleck, außerdem „Erlebnis & Fun auf sechs Ebenen“ sowie „10.000 Quadratmeter pures Erdbeben“, zwei Minuten Fußweg vom Altonaer Bahnhof und eigenes Parkhaus – verspricht der umstrittene Kultur-, Tanz- und Erlebnispark Metropolis im Altonaer Einkaufszentrum – Eröffnung soll voraussichtlich am 26. Januar sein. Und damit niemand beim grenzenlosen Amüsieren in Zeitnot gerät, ist der neue Kom-merzschuppen laut Werbe-Handzetteln „26 Stunden täglich geöffnet“ – allerdings „mit Pausen“.
Vielleicht ist es auch nur die geballte Ladung, die nach einem Besuch im Kultur-, Tanz- und Erlebnispark „Metropolis“ den Eindruck hinterläßt, alles sei beliebig austauschbar, durchschnittlich und kommerziell. Während Stadtplaner und grüne Politiker der neuen Sauf- und Tanzmeile Altonas entsprechend skeptisch entgegensehen – Lärm und hohes Verkehrsaufkommen werden ebenso befürchtet wie die Überlebenschancen des Zentrums angezweifelt –, ist Christiane Fritz, PR-Fachfrau und alleinige Geschäftsführerin der Metropolis GmbH, von ihrem Konzept überzeugt. Durch das Riesenprojekt – Fritz ist einzige Pächterin und wird alle 20 Bereiche selbst betreiben – fühlt sie sich keineswegs überfordert: Vor eineinhalb Jahren sei ihr die Idee gekommen, daß „eine solche Einrichtung fehlt“. Ohne jemals zuvor einen Gastronomie-Betrieb aufgezogen zu haben, bewarb sich Fritz um den Mietvertrag im AEZ und begann im vergangenen Mai, ihren Plan umzusetzen: Aus Lagerbeständen kaufte sie Kabel, Mobiliar und Bierhähne zu Spottpreisen auf. Auf diese Weise will sie den fünf Millionen schweren Metropolis-Park angeblich ohne Darlehen finanziert haben.
Mit 40 Festangestellten und 100 Aushilfskräften glaubt die Optimistin, den Schuppen in Schuß halten zu können. Nach ihren Berechnungen „rentiert sich das schon, wenn nur am Wochenende 2000 Personen kommen“. Und daß die Massen „auch aus 100 Kilometern Entfernung“ strömen werden, daran hegt Fritz keinen Zweifel: „Der ganze Schwoof-Bereich und auch die volkstümliche Musik werden anderswo vernachlässigt.“ Gerade die etwas ältere Generation, an die sich das Angebot zwischen Musikantenstadl und Ballhaus aber richte, „wollen das auf einer Stelle haben.“
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