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Zwischen Badegästen und Bachstelzen

■ Für den Flughafensee wurde der erste Berliner Landschaftsplan rechtskräftig / Kompromiß zwischen Naturschutz und Erholung / Weitere Landschaftspläne werden folgen

Reinickendorf. Ursprünglich war er eine einfache Kiesgrube, jetzt wurde hier der erste Berliner Landschaftsplan festgesetzt und damit rechtskräftig. Der Flughafensee, der sich nördlich der Tegeler Start- und Landebahnen erstreckt, muß künftig von Amts wegen gehegt und gepflegt werden. Umweltsenatorin Michaele Schreyer (AL-nah) und der Reinickendorfer Baustadtrat Rainer Hampel (SPD) betonten, es sei ein „Kompromiß“ zwischen dem Natur- und Umweltschutz und den Interessen der Erholungssuchenden gefunden worden. Mittlerweile, so Hampel, respektierten auch die Badegäste die Zäune, die um wertvolle Naturreservate gezogen worden waren. Dafür sei schon vor Beginn der Badesaison „eine der schönsten Badebuchten“ weit und breit fertiggestellt worden, freute sich die Umweltsenatorin. An einigen Uferstreifen werde außerdem noch ein Schilfgürtel angelegt, erläuterte Hampel gestern. Im Herbst wird der Bezirk auch in den Badebuchten kleine Grünstreifen anlegen, um zu signalisieren, daß es sich hier um keine Badeanstalt handelt, sondern um einen naturnahen See.

Seit 1980 gibt es in Berlin die Möglichkeit, Landschaftspläne aufzustellen, die in ihrer Bedeutung mit Bebauungsplänen vergleichbar sind. Per Landschaftsplan könnten die Behörden bestimmte Maßnahmen „rechtsverbindlich“ festlegen, erläuterte Schreyer-Referent Klaus Ermer. Dazu zählten Gebote zur Anpflanzung und Pflege von Grün. Das Planverfahren „Flughafensee“ dauerte insgesamt acht Jahre. Man habe „relatives Neuland“ betreten, entschuldigte Ermer diese Dauer. In der nächsten Zeit rechnet der Referent aber mit der Festsetzung einer Reihe weiterer Landschaftspläne. Von den 50 laufenden Verfahren könnten etwa 15 in absehbarer Zeit abgeschlossen werden. So soll Ende des Jahres ein Plan rechtskräftig werden, der große Teile des noblen Wohnviertels entlang der Königsallee im Grunewald betrifft. Den Landschaftsplanern geht es dabei in erster Linie um die dort gelegenen Seen, der Plan wird aber auch private Eigentümer zur Pflege wertvollen Grüns verpflichten.

Am Flughafensee gab es gestern einen weiteren Anlaß zum Feiern. Dem Deutschen Bund für Vogelschutz, der künftig als „Naturschutzbund Deutschland“ gesamtdeutsch aktiv werden will, wurde von der „Infozentrale Mineralwasser“ ein Scheck über 10.000 DM überreicht. Damit wollte die von der Mineralwasserindustrie getragene Organisation das Engagement der Naturschützer für ein Vogelschutzreservat am Flughafensee belohnen. Der Naturschutzbund werde das Geld an den Kaulsdorfer Seen im Ostberliner Stadtbezirk Hellersdorf einsetzen, sagte ihr Vorsitzender Hans-Jürgen Stork. Auf diese Seen, die ebenfalls als Kiesgruben entstanden sind, solle nun das „Modell Flughafensee“ übertragen werden.

hmt

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