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KOMMENTARZwickmühle

■ Die deutsche Einheit nützt der SPD nur, wo sie schiefgeht

Bremer Sozialdemokraten haben eine Position zum Baumsschutz in Achterdiek und zur Farbe des Kopfsteinpflasters um den Domshof. Zu Deutschland fällt ihnen nichts ein. Ein kleiner programmatischer Mangel, der in den eigenen Reihen übrigens nicht einmal vermerkt worden wäre. Es war der CDU –Fraktionschef Peter Kudella, der die Genossen durch einen geschickt placierten Antrag nötigte, sich gelegentlich einen „Spiegel“ mit dem Kanzlerkandidaten-Konterfei zu kaufen und sich eine Meinung zum Staatsvertrag zu besorgen.

Damit, daß ausgerechnet ihre Meinung zur deutsch-deutschen Eingung plötzlich zur politischen Macht werden könnte, haben die Bremer Genossen offensichtlich selbst nicht gerechnet. Zu lange konnte man sich in kalkuliert-bequemer Folgenlosigkeit über den Schweinsgalopp als unangemessenes Tempo der Geschichte mokieren und es Kohl gleichzeitig bestimmen lassen. In der Bürgerschaft, das ahnen die Genossen, müssen sie sich jetzt nicht mehr allein mit dem BRD-Kanzler sondern auch mit der Mehrheit der DDR-Bürger anlegen. In ihrer Not haben sie sich geflüchtet in Rechthaberei und die Hoffnung, nicht recht zu behalten.

Klaus Schloesser

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